IWF geißelt Zwangssparen als Gift für US-Wirtschaft
Washington (dpa) - Das staatliche Zwangssparen in den USA bremst nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds die Wirtschaft des Landes massiv aus. Der sogenannte Sequester sei nicht nur auf kurze Sicht eine schwere Bürde, sondern könne durch Einschnitte bei Bildung, Wissenschaft und Infrastruktur auch mittelfristig das Wachstum abbremsen, erklärte der IWF am Freitag in Washington.
„Hebt den Sequester auf“, forderte IWF-Chefin Christine Lagarde bei der Vorstellung des Jahresberichts zur Lage der US-Wirtschaft. Der IWF rechnet für das laufende Jahr mit einem Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft von lediglich 1,9 Prozent, nachdem die Experten noch vor einem Jahr von 2,3 Prozent ausgegangen waren. Zwischenzeitlich hatten sie die Prognose immer weiter nach unten korrigiert und waren im April bei den 1,9 Prozent gelandet.
Im vergangenen Jahr hatte die weltgrößte Volkswirtschaft noch um 2,2 Prozent zulegen können. Im März diesen Jahres traten dann jedoch die pauschalen Ausgabenkürzungen in Kraft, nachdem sich Präsident Barack Obama und die Republikaner nicht auf einen neuen Haushalt hatten einigen können. Die Folgen bekamen beispielsweise die Fluggesellschaften zu spüren, weil Beamte und Mitarbeiter von beauftragten Privatfirmen weniger flogen.
Dabei sieht der IWF grundsätzlich Anzeichen dafür, dass es mit der US-Wirtschaft bergauf geht. „Die Erholung schreitet voran“, sagte Lagarde. Die Häuserpreise stiegen, es werde mehr gebaut, den Haushalten gehe es finanziell besser, der Arbeitsmarkt erhole sich und die Unternehmen verdienten gutes Geld, zählten die Experten des Währungsfonds auf. Auch die Banken stünden deutlich gesünder da.
Für das kommende Jahr sagt der IWF angesichts dessen eine sinkende Arbeitslosigkeit und ein Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent voraus. Das ist allerdings weniger als die bisherige Annahme von 3 Prozent. „Wir waren davon ausgegangen, dass der Sequester ausläuft“, sagte Lagarde. Das glaube sie nun nicht mehr.
Dass die USA ihr Haushaltsdefizit in den Griff kriegen müssten, stellte sie indes nicht in Frage. Die Maßnahmen zum Schuldenabbau seien jedoch „schlecht konzipiert“, erklärte der IWF. Die Experten forderten die Verantwortlichen in Washington auf, mit mehr Augenmaß vorzugehen.
Der Währungsfonds geht davon aus, dass die US-Wirtschaft in den Jahren 2015 und 2016 weiter an Fahrt gewinnt. Mögliche Risiken sieht der IWF von der Eurozone mit ihrer Schuldenkrise ausgehen. Lagarde machte jedoch klar, dass dies nicht ihre Hauptsorge sei. „Die meisten Risiken liegen zuhause“, stellte sie mit Blick auf die Etatkürzungen fest.