IWF: US-Konjunktur weiter lau
Washington (dpa) - Schlechte Nachrichten für die Weltwirtschaft: Die US-Konjunktur erholt sich nur langsam - und die Gefahren eines erneuten Rückschlags sind erheblich.
Die weltgrößte Volkswirtschaft wird nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr lediglich um zwei Prozent wachsen. Im nächsten Jahr dÜrfte das Wachstum 2,25 Prozent betragen.
Zugleich warnte IWF-Chefin Christine Lagarde vor allzu scharfen Sparschnitten im US-Haushalt. Das könnte „Wachstum schwächen“ - mit möglichen Negativfolgen für die globale Wirtschaft. Zwar müssten die USA ihre Finanzen konsolidieren. Dies dürfte aber „nicht wie eine (Konjuntur)Bremse wirken“.
Die Prognosen der IWF-Experten sind zugleich eine erneute Hiobsbotschaft für Präsident Barack Obama: Er muss angesichts der schleppenden Konjunktur immer mehr um seine Wiederwahl im November bangen.
Ausdrücklich warnt der IWF: Vor allem die Euro-Krise berge erhebliche Risiken für die US-Konjunktur. „Die Vereinigten Staaten bleiben anfällig für eine Anstreckung durch eine Verstärkung der Euro-Schuldenkrise“ heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten IWF-Jahresbericht zur Lage in den USA. Lagarde meinte in diesem Zusammenhang: „Die Europäer packen jetzt die Wurzel des Problems an.“
Eindringlich warnt der IWF vor einem herben Konjunkturdämpfer, wenn Anfang 2013 automatische Budgetkürzungen in Kraft treten und Steuererleichterungen auslaufen - in den USA spricht man bereits von einem „fiscal cliff“.
Doch auch an die Regierung in Berlin richtete der IWF eine Mahnung: Deutschland muss seine Wirtschaft möglichst schnell aus der Abhängigkeit vom Rest der Welt befreien. Die Inlands-Nachfrage müsse angekurbelt werden. Die derzeit „beachtliche“ ökonomische Lage in der Bundesrepublik stütze sich zu sehr auf den Export, sagte IWF-Volkswirt Subir Lall in Washington. Der derzeit gute wirtschaftliche Ausblick könne sich deutlich eintrüben, wenn die Konjunktur außerhalb deutscher Grenzen nachlasse.
„Der US-Aufschwung bleibt lau und erheblichen Risiken ausgesetzt“, urteilen die IWF-Experten in ihrem US-Bericht. Die Kernprobleme seien weiterhin schwacher Konsum, angeschlagener Immobilienmarkt sowie hohe Arbeitslosigkeit. Und vor allem die Lage auf dem Jobmarkt dürfte sich nur sehr langsam verbessern, warnt der IWF.
Es lauerten auch interne Gefahren durch eine angestrebte Haushaltskonsolidierung in den USA: Sollte die Regierung im nächsten Jahr zu stark auf die Sparbremse treten, könnte die Wirtschaft Anfang nächsten Jahres sogar schrumpfen. Obama und die Republikaner müssten dringend ihren Streit in der Steuerpolitik beilegen und sich Anfang 2013 rasch auf eine Erhöhung des Schuldenlimits einigen. Im Kern stehe Washington vor dem Problem, einerseits die hohen staatlichen Schulden abbauen zu müssen, anderseits aber eine konjunkturelle Erholung nicht zu gefährden.