Arbeitsmarkt Januar-Arbeitslosigkeit auf 27-Jahrestief: 2,57 Mio ohne Job

Nürnberg (dpa) - Der Konjunktur- und Beschäftigungsboom in Deutschland hat den zum Winterbeginn üblichen Anstieg der Januar-Arbeitslosigkeit spürbar gebremst.

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Die Erwerbslosigkeit sei zum Jahresauftakt lediglich um 185 000 auf 2,57 Millionen gestiegen, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch mit. Die Nürnberger Bundesbehörde verzeichnete damit die niedrigste Januar-Arbeitslosigkeit seit 27 Jahren.

In den Vorjahren war teils ein Anstieg von 240 000 bis 260 000 Erwerbslosen üblich. Diesmal wäre die Zahl der Jobsucher ohne den Saisoneffekt im Januar sogar um rund 25 000 gesunken.

Rechnet man allerdings auch noch jene Jobsucher hinzu, die derzeit Aus- und Fortbildungen oder Förderkurse auf Vermittlung der Arbeitsagenturen und Jobcenter absolvieren („Unterbeschäftigung“), gab es im Januar rund eine Million Arbeitslose mehr - nämlich 3,515 Millionen. Bundesagentur-Chef Detlef Scheele lässt dennoch keine Zweifel: „Der Arbeitsmarkt ist schwungvoll ins neue Jahr gestartet.“

Auch der geringe Januar-Anstieg der Erwerbslosigkeit sei vermutlich rekordverdächtig, hieß es bei der Vorlage der Januar-Arbeitsmarktzahlen. Vor einem Jahr hatte es in Deutschland noch 207 000 Arbeitslose mehr gegeben. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Dezember um 0,5 Punkte auf 5,8 Prozent.

Dass die Januar-Arbeitslosigkeit trotz der vergleichsweisen milden Witterung zum Jahresbeginn immer noch so stark zunahm, hat nach Darstellung des Behördenchefs mehrere Gründe: So planten viele Bauunternehmen in Erwartung von Frost und Schnee von vornherein Unterbrechungen auf den Baustellen während der Wintermonate ein. „Wenn es dann nicht schneit, wird trotzdem nicht gebaut“, erläuterte Scheele.

Außerdem liefen zum Jahresende traditionell viele meist befristete Arbeitsverträge aus; neu besetzt würden etliche Stellen aber oft erst später. Auch meldeten sich nach dem Ende des Weihnachtsgeschäfts vorübergehend eingestellte Verkäufer im Januar arbeitslos. „Das ist aber nur ein temporäres Problem“, machte der BA-Chef deutlich. „In den nächsten Monaten finden viele wieder eine Arbeit.“

Unterdessen hofft die Bundesagentur auf eine baldige Regierungsbildung in Berlin. Im Moment seien die Jobcenter mit Blick auf die Finanzierung beruflicher Förderprogramme für Hartz-IV-Bezieher noch ausreichend handlungsfähig. Bis zum Juni sollte die Bundesregierung ihren finanzpolitischen Kurs aber abgesteckt haben, meinte BA-Vorstandsmitglied Valerie Holsboer. Sonst könnten die Jobcenter nicht über das Jahr 2018 hinaus planen.

Scheele selbst hofft bei den derzeit noch laufenden Koalitionsvereinbarungen vor allem auf grünes Licht der schwarz-roten Koalitionäre bei Sprach- und Integrationskursen für geduldete Flüchtlinge. Derzeit sei es den Jobcentern gesetzlich untersagt, diese Flüchtlingsgruppe berufsbezogen zu beraten und zu fördern. „Ich setze sehr darauf, dass das sehr wohl zum Thema in den Koalitionsverhandlungen wird“, sagte Scheele.

Im Januar waren bei den Jobcentern und Arbeitsagenturen
482 000 Flüchtlinge als arbeitssuchend gemeldet; 181 000 davon waren als Arbeitslose registriert. Die übrigen 300 000 absolvierten entweder noch Sprach- und Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oder würden in beruflichen Förderkursen der Jobcenter für den Arbeitsmarkt fit gemacht.

Als Beleg für die anhaltende Dynamik sieht die Bundesagentur die wachsende Zahl der Arbeitsplätze. So lag nach Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes die Zahl der Erwerbstätigen im Dezember bei 44,62 Millionen - ein Plus von 67 000 gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 641 000 Erwerbstätige mehr.

Der Anstieg gehe allein auf mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zurück, hieß es von der BA. Diese hat nach Berechnungen der Behörde im November saisonbereinigt um 84 000 auf 32,82 Millionen zugenommen - das sind 756 000 mehr als ein Jahr zuvor. Auch für dieses Jahr rechnet BA-Chef Scheele mit einem weiteren Aufwärtstrend. Nach Einschätzung von Arbeitsmarktforschern steuert der Jobboom derzeit auf einen Höhepunkt zu.