Japan verkauft Yen: Dax-Talfahrt geht weiter
Frankfurt/Tokio (dpa) - Nach einem kurzen Zwischenhoch haben die Börsianer den deutschen Aktienindex Dax auf eine weitere Talfahrt geschickt: Am Donnerstagnachmittag stand der Dax wieder rund 1,5 Prozent im Minus.
Es war der siebte Handelstag mit Verlusten in Folge.
Seit Beginn des Absturzes hat der Dax rund elf Prozent seines Werts verloren. Kursaufschläge gab es nur für Adidas, Beiersdorf und Telekom, die Zwischenbilanzen vorlegten. Zunächst hatte ein Eingriff Japans in die heimische Währung für gute Stimmung an den internationalen Finanzmärkten gesorgt. Auch die Renditen der italienischen Staatsanleihe sanken leicht.
Zunächst hatte die japanische Notenbank aufhorchen lassen: Sie kündigte Yen-Verkäufe in großem Stil an, um den Kurs der heimischen Währung zu drücken. Die Exportwirtschaft des Landes leidet seit Monaten unter der Yen-Stärke gegenüber dem Dollar.
Dann sank die Rendite der zuletzt stark unter Druck geratenen italienischen Staatsanleihen wieder unter die Marke von sechs Prozent. Dabei war die mit Spannung erwartete Rede von Regierungschef Silvio Berlusconi zum Sparpaket auf ein verhaltenes Echo gestoßen. Berlusconi hatte am Abend im Parlament erklärt, die Banken des Landes seien solide und die Wirtschaft vital. Um die Schulden- und Finanzkrise jetzt zu überwinden, müssten alle zusammenarbeiten: „Politische Stabilität ist dabei die Waffe gegen die Spekulation“, hatte der Mitte-Rechts-Regierungschef erklärt.
Das Euro-Krisenland Spanien schaffte am Donnerstag trotz der jüngsten Finanzmarkt-Verwerfungen eine vergleichsweise erfolgreiche Auktion bei seinen Staatsanleihen: Das Land begab Staatsanleihen mit einer Laufzeit von drei und vier Jahren im Wert von 3,31 Milliarden Euro. Angestrebt war ein Maximalziel von 3,5 Milliarden Euro, teilte die spanische Notenbank mit. Dreijährigen Anleihen im Wert von 2,2 Milliarden Euro wurden mit einer Rendite von 4,813 Prozent begeben. Bei der letzten vergleichbaren Auktion am 7. Juli hatte die Rendite noch bei 4,291 Prozent gelegen.
Die Börse in Tokio schloss nach dem Eingriff der Notenbank mit leichten Gewinnen: Der Nikkei-Index ging mit einem Plus von 22 Punkten oder rund 0,2 Prozent auf 9659 Punkte aus dem Handel. Hintergrund war der Eingriff auf dem Devisenmarkt: Die japanischen Währungshüter kündigten an, dass sie ihr Wertpapierkaufprogramm von 10 Billionen Yen auf 15 Billionen Yen (rund 132 Mrd Euro) ausweiten und das Kredit-Volumen von 30 Billionen Yen auf 35 Billionen Yen erhöhen. Der Yen verbilligte sich darauf deutlich.
In dieser Woche hatte bereits die Schweizer Nationalbank auf den Höhenflug der heimischen Währung reagiert und direkt am Devisenmarkt eingegriffen. Wegen der Schuldenkrisen in Europa und den Vereinigten Staaten hatte es in den vergangenen Tagen eine Flucht aus dem Euro und dem Dollar in japanische Yen und Schweizer Franken gegeben. Die Wettbewerbsfähigkeit von Japan und der Schweiz wird damit massiv geschwächt.
Die japanische Regierung habe alleine gehandelt, stehe aber in Kontakt mit anderen Regierungen, sagte der japanische Finanzminister Yoshihiko Noda am Donnerstag in Tokio. Die Intervention am Donnerstag war die dritte seit September 2010. Zuletzt griff die japanische Notenbank im März nach dem Megaerdbeben und dem Tsunami gemeinsam mit anderen Notenbanken am Devisenmarkt ein.
Am Nachmittag stellte dann die EZB den Kauf weiterer Staatsanleihen von Euro-Krisenstaaten in Aussicht: Er schließe Anleihekäufe noch heute nicht aus, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Das Programm sei nie unterbrochen worden. Details ließ Trichet offen. „Sie werden sehen, was wir tun werden.“ Die EZB hatte in der Krise um ausufernde Staatsschulden massenhaft Staatspapiere gekauft: griechische, irische und portugiesische. Zwar ruht das Aufkaufprogramm seit Anfang Februar dieses Jahres, doch die Notenbank sitzt inzwischen auf Staatsanleihen im Gesamtwert von 74 Milliarden Euro.