Jens Weidmann: „Unverrückbar für Geldwertstabilität“

Drei Fragen an Jens Weidmann, Chef der Bundesbank.

Herr Weidmann, müssen sich die Menschen in Deutschland Sorgen um ihr Geld machen?

Weidmann: „Als Präsident der Deutschen Bundesbank trete ich auch gegen Widerstände unverrückbar für Geldwertstabilität ein. Das tue ich im EZB-Rat und auch in der Öffentlichkeit. Wir haben uns im EZB-Rat das Ziel gesetzt, die Inflationsrate im Euro-Raum knapp unter zwei Prozent zu halten. Damit wir dieses Ziel auch weiterhin erreichen können, dürfen wir dem Druck der Politik und der Märkte, mit immer mehr Geld die Probleme des Euro-Raums zu lösen, nicht nachgeben.“

Inwiefern gibt es im EZB-Rat Bestrebungen, höhere Teuerungsraten zugunsten größeren Wachstums zuzulassen?

Weidmann: „Forderungen nach höheren Inflationsraten zur vermeintlichen Lösung der Krise müssen wir als Währungshüter eine klare Absage erteilen. Der beste Beitrag, den eine Notenbank zum Wirtschaftswachstum leisten kann, ist es, für stabiles Geld zu sorgen.“

Müssten nach Jahren der Zurückhaltung die Löhne in Deutschland nicht kräftig steigen, auch wenn das die Inflation anheizen würde?

Weidmann: „Die hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist nicht vom Himmel gefallen. Sie ist das Ergebnis eines langwierigen Anpassungsprozesses, der auch mit niedrigem Lohnwachstum und unterdurchschnittlicher Inflation einherging. Inzwischen steht Deutschland konjunkturell trotz der Krise wesentlich besser da als die meisten anderen Länder im Euro-Raum. Diese solide Konjunkturentwicklung und die gesunde Verfassung des Arbeitsmarkts werden sich damit auch in höheren Löhnen niederschlagen, während anderswo schmerzhafte Anpassungsprozesse bei Löhnen und Preisen anstehen. dpa