Jobabbau bei Neckermann

Unternehmen trennt sich von 1380 Mitarbeitern.

Frankfurt. Ende einer Ära: Der Versandhändler Neckermann.de streicht mehr als jede zweite Stelle und verabschiedet sich aus dem schrumpfenden Kataloggeschäft. „Die Zukunft des Versandhandels liegt im Internet. Dieser Entwicklung können wir uns nicht verschließen“, erklärte Neckermann-Chef Henning Koopmann am Freitag. Von insgesamt 2500 Jobs in Deutschland sollen 1380 entfallen, der größte Teil am Stammsitz in Frankfurt.

Das Logistikzentrum in Frankfurt, das vor allem Textilien ausliefert, wird dichtgemacht. Das Eigentextilsortiment und die Kataloge werden eingestellt. Gewerkschaft und Betriebsrat reagierten entsetzt.

„Was jetzt auf dem Tisch liegt, ist ein harter Schlag und in der Dimension völlig unerwartet, besonders für alle vom beabsichtigten Arbeitsplatzabbau betroffenen Kolleginnen und Kollegen“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Der Kahlschlag im Logistikbereich mit 780 Stellen sei „eine soziale Katastrophe“.

Verdi und der Betriebsrat wollen in Verhandlungen mit der Unternehmensleitung möglichst viele Arbeitsplätze erhalten. „Die Mitarbeiter sind geschockt und fassungslos“, sagte Betriebsrat Thomas Schmidt. Die Dimension des Stellenabbaus habe alle überrascht. Die Gespräche mit der Unternehmensleitung sollen kommenden Mittwoch beginnen.

Von der alten Herrlichkeit mit dem Werbeslogan „Neckermann macht’s möglich“ ist schon lange nicht mehr viel übrig. Der Online-Handel macht den etablierten Versandhändlern seit Jahren zu schaffen. Allein im ersten Quartal 2012 brach der Umsatz im Katalog-Geschäft bei Neckermann um rund 50 Prozent ein.

Vor allem das Eigentextilsortiment sei angesichts abnehmender Mengen sowie hoher Kosten für die Logistik nicht mehr wettbewerbsfähig, erklärte das Unternehmen. Neckermann gehörte einst zu dem Handels- und Touristikkonzern Arcandor. Nach der Arcandor-Pleite wurde das Unternehmen komplett vom US-Investor Sun Capital übernommen.