Jobaufschwung trotz Risiken nicht in Gefahr

Nürnberg (dpa) - Die Bundesagentur für Arbeit (BA) sieht trotz wachsender Risiken den Jobaufschwung in Deutschland nicht in Gefahr. „Wir erwarten auch in den kommenden Monaten keinen Einbruch am Arbeitsmarkt, allenfalls eine etwas nachlassende Dynamik“, sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise.

„Die Finanzmarktkrise und die Turbulenzen an den Aktienmärkten sind am Arbeitsmarkt noch nicht angekommen.“ Er berief sich dabei auf eine Unternehmensumfrage der örtlichen Arbeitsagenturen. Viele Betriebe berichteten von vollen Auftragsbüchern.

Auch im September hatte der Arbeitsmarkt dem wachsenden Konjunkturpessimismus in der deutschen Wirtschaft getrotzt: Dank der kräftigen Herbstbelebung sank die Erwerbslosigkeit auf ein neues Rekordtief: Mit 2 796 000 rutschte die Zahl der Arbeitslosen nach BA-Angaben auf den niedrigsten September-Wert seit 20 Jahren. Die Arbeitslosenquote ging um 0,4 Punkte zurück; sie liegt nun bei 6,6 Prozent.

Als Hinweis auf die stabile Arbeitsmarktlage werten Fachleute auch den starken Rückgang im Vergleich zum Vormonat. Dieser fiel mit 149 000 deutlich stärker aus als im Schnitt der vergangenen drei Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung um 231 000. Selbst nach Abzug des im September besonders ausgeprägten Saisoneffekts wäre die Zahl der Arbeitslosen nach Angaben der Bundesagentur um 26 000 gesunken.

Auf eine stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt weist nach Weises Einschätzung auch die unverändert große Nachfrage nach Arbeitskräften hin. Die von der BA erfassten offenen Stellen seien im September auf Rekordhöhe gestiegen. Der gleiche Trend zeige sich auch bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung: Innerhalb eines Jahres entstanden nach BA-Angaben 692 000 solcher regulären Arbeitsplätze - 146 000 in der Industrie, 121 000 bei Dienstleistern, 110 000 im Gesundheits- und Sozialwesen und 99 000 bei Leiharbeitsunternehmen. Mit 365 000 sind davon mehr als die Hälfte Vollzeitstellen, hob Weise hervor.

Die Bundesregierung zeigte sich zufrieden mit der guten Entwicklung, räumte aber zugleich globale Risiken ein. „Mit der einsetzenden Herbstbelebung kommen Beschäftigungsaufbau und Rückgang der Arbeitslosigkeit gut voran - auch bei Berücksichtigung saisonaler Einflüsse“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) in Berlin. Die Zahlen sprächen dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung auch im dritten Quartal gut verlaufe.

Dagegen betonte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU): „Der gute deutsche Arbeitsmarkt ist kein Selbstläufer, der sich auf Dauer abkoppeln kann von der Weltkonjunktur.“ Der Optimismus werde durch die Turbulenzen an den Aktienmärkten, die Unsicherheiten um den Euro und die Indikatoren der Forschungsinstitute gebremst. „Wir müssen die Risiken ernst nehmen und weiter hart daran arbeiten, was wir im Inland beeinflussen können“, sagte sie.

Dagegen forderte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Hubertus Heil, auch mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel eine „neue Ordnung der Arbeit“, die Vollbeschäftigung und anständige Arbeitsbedingungen miteinander verbinde. Die Grünen im Bundestag sehen in dem Rückgang der Arbeitslosenzahlen eine schöne Fassade, hinter der Gefahren lauerten. Trotz einer weiterhin hohen Zahlen von Arbeitslosen verschärfe sich das Problem des Fachkräftemangels. Langzeitarbeitslose müssten besser fortgebildet werden.

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte vor einer Kürzungen der Mittel für die Aus- und Fortbildung von Arbeitslosen und „dem Griff in die Kasse der Bundesagentur für Arbeit“. Die Bundesregierung gehe damit ein hohes Risiko ein, warnte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt forderte dagegen vorrangig Lösungen für den Fachkräftemangel. Dazu sei eine Doppelstrategie erforderlich, mit der das heimische Fachkräftepotenzial besser ausgeschöpft und die gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften erleichtert werde.

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