Tui-Umbau kostet bis zu 550 Jobs

Hannover (dpa) - Der Umbau von Deutschlands größtem Reiseanbieter Tui kostet bis zu 550 Beschäftigte den Job. Die Kürzungen sollten so sozialverträglich wie möglich umgesetzt werden und das Unternehmen fit für den steigenden Wettbewerb im Tourismusgeschäft machen, sagte Vorstandschef Volker Böttcher.

Management, Aufsichts- und Betriebsrat verständigten sich darauf, rund 400 der 2100 Stellen bei Tui Deutschland und weitere 150 bei der Vertriebs- und Service-Tochter TVS einzusparen. So sollen auch Umsatz und Gewinn gesteigert werden. Zur Anpassung der Ziele wollte sich Böttcher in einer Telefonkonferenz jedoch nicht näher äußern.

Die Mitarbeiter wurden bei einer Betriebsversammlung über Eckpunkte der Einschnitte informiert. Mit den meisten Betroffenen sollen bis zum Wochenende Gespräche geführt werden, kündigte Böttcher an. „Es war mit Sicherheit keine einfache Veranstaltung“, meinte der Tui-Deutschland-Chef nach dem Treffen mit der Belegschaft.

Ein Einstellungsstopp und auslaufende Befristungen von Verträgen würden dafür sorgen, dass voraussichtlich weniger Kollegen ihren Job verlieren als Stellen wegfallen. Diejenigen, denen betriebsbedingt gekündigt werde, könnten in eine Transfergesellschaft wechseln. Dort bekommen sie ein Jahr lang 80 Prozent des letzten Nettogehalts. „Wir möchten soziale Härten vermeiden“, versprach Böttcher.

Der Rotstift werde in allen Unternehmensbereichen angesetzt. Ausgenommen sei die Sparte, die neue Hotelkonzepte erarbeitet - bis 2015 soll es 136 hochwertige Häuser für bestimmte Zielgruppen geben. Parallel dazu plane man, umsatzstarke Reisebüros zu übernehmen. Viele davon würden ebenfalls auf besondere Kundensegmente abgestimmt.

Die Zahl der regionalen Verkaufsleitungen von Tui Deutschland wird auf fünf reduziert, der Standort Mitte in Frankfurt aufgelöst. Böttcher bestätigte Berichte, nach denen die Online-Tochter Tui Interactive nach Berlin umziehen soll - nannte aber keine Details.

Der Tui-Deutschland-Vorsitzende begründete die „Reorganisation“ mit dem Wandel des Marktes. Die sinkende Nachfrage nach klassischen Pauschalreisen und der Boom von Online-Angeboten sowie individuellen Luxusreisen führten dazu, dass einerseits Buchungen stärker automatisiert und andererseits Kunden im Exklusiv-Geschäft gezielter betreut werden müssen. Insgesamt sei dafür weniger Personal nötig.

Ein Strategie- und Wachstumsprogramm soll Tui Deutschland neu aufstellen. Das Unternehmen sei zwar nach wie vor Marktführer, betonte Böttcher. „Trotz steigender Umsätze verfolgen wir aber höhere Ansprüche“, meinte der Manager. Zudem nehme die Konkurrenz durch kleinere Anbieter mit Niedrigpreisen und geringerer Kostenlast zu.

Auch Betriebsratschef Christian Kuhn sprach von nicht vermeidbaren Anpassungen, die langfristig im Interesse des Unternehmens seien. Das Management habe rechtzeitig den Kontakt zu den Arbeitnehmervertretern gesucht. Kuhn wies darauf hin, dass für alle 1700 verbleibenden Beschäftigten eine Betriebsvereinbarung zur Beschäftigungssicherung gelte. „Dadurch konnten viele Ängste genommen werden.“

Dagegen ging die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hart mit der Tui-Deutschland-Führung ins Gericht. Die Entscheidung, Strukturen zu ändern, werde prinzipiell mitgetragen, erklärte die Vizechefin in Niedersachsen und Bremen, Sonja Brüggemeier. Es habe aber schon viele Umbaupläne zulasten der Beschäftigten gegeben. Die Kürzungen bei der Service-Tochter TVS seien ärgerlich: „Das ist ein nicht verkraftbarer Kahlschlag.“

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