JPMorgan und Wells Fargo haken Immobilienkrise ab
New York/San Francisco (dpa) - Der US-Häusermarkt erholt sich und lässt die Großbanken JPMorgan und Wells Fargo jubeln. Beide Unternehmen erwirtschafteten im dritten Quartal kräftige Gewinnzuwächse.
Sie profitierten davon, dass Hausbesitzer ihre Kredite wieder regelmäßiger zahlen. „Wir glauben, dass der Häusermarkt über den Berg ist“, sagte JPMorgan Vorstandschef Jamie Dimon. Er traute sich deshalb zu, Rückstellungen für faule Kredite in Höhe von 900 Millionen Dollar aufzulösen.
Der Überschuss des Konzerns stieg um gut ein Drittel auf 5,71 Milliarden Dollar. Die größte US-Bank profitierte auch davon, dass die Amerikaner dank der allmählichen Wirtschaftserholung und der sinkenden Arbeitslosigkeit ihre Kreditkartenrechnungen wieder pünktlicher begleichen. Das Spekulationsdesaster einer Londoner Abteilung, das im ersten Halbjahr zu Milliarden-Belastungen führte, fiel hingegen kaum noch ins Gewicht.
JPMorgan erklärte die Immobilienkrise in den USA, die 2007 voll ausbrach und die Finanzkrise auslöste, für beendet. Viele Hausbesitzer nutzen derzeit das günstige Zinsniveau und staatliche Hilfen zum Umschulden. Das lässt die Erträge steigen. Davon profitierte auch Wells Fargo. Die Bank aus San Francisco ist inzwischen der größten Kreditgeber für Häuser in den USA, ein Drittel aller Immobiliendarlehen stammt vor ihr. Im dritten Quartal verdiente sie 4,94 Milliarden US-Dollar - das war ein Zuwachs von 22 Prozent zum Vorjahreszeitraum und so viel wie noch nie zuvor.
Einige Altlasten aus der Immobilienkrise wirken aber noch nach. So legte JPMorgan weitere 684 Millionen Dollar für die Beilegung von Prozessen wegen krummer Hypothekengeschäfte zurück. Auch Wells Fargo droht noch Ungemach. In dieser Woche verklagte die US-Regierung die Bank wegen Mauscheleien bei der Vergabe von Immobilien-Darlehen. Wells Fargo soll von 2001 bis 2005 mehr als 100 000 staatlich gesicherte Immobilien-Kredite unrechtmäßig vergeben haben. Die Bank weist die Vorwürfe zurück.
Trotzdem gelten beide Banken als Gewinner der Finanzkrise. Wells Fargo ist an der Börse sogar inzwischen die wertvollste US-Bank. Die Schuldenkrise in Europa lässt das Institut weitgehend kalt, weil sich es sich auf das Privatkundengeschäft in den USA konzentriert und vergleichsweise wenig Investmentbanking betreibt.
Bei JPMorgan hielt sich das schwankungsanfällige Investmentbanking dank der guten Stimmung an den Börsen im dritten Quartal weitgehend stabil. Es machte auch die Belastung aus der Neubewertung der eigenen Verbindlichkeiten von 211 Millionen Dollar locker wett. Dabei handelt es sich um einen reinen Bilanzierungseffekt, der das Ergebnis in schlechteren Zeiten für die Bank schönt, in besseren Zeiten wie im dritten Quartal aber belastet. Es geht um die Risikoaufschläge, die Banken für neu aufgenommenes Geld zahlen müssen.
Nur noch „moderate“ Belastungen entstanden der Bank nach eigenen Angaben im dritten Quartal beim Aufräumen des Londoner Spekulationsdesasters. Einen konkreten Betrag nannte JPMorgan nicht. Im ersten Halbjahr war durch die fehlgeschlagenen Finanzwetten ein Schaden von 5,8 Milliarden Dollar entstanden. Die Bank hat die dafür verantwortliche Sparte geschlossen und die Manager entlassen. Der Schock über den Fall war besonders groß, weil JPMorgan bis dahin als Hort der Stabilität galt.
Mit JPMorgan und Wells Fargo begann die Berichtssaison für die US-Banken. In der kommenden Woche folgen Citigroup, Bank of America sowie Morgan Stanley und Goldman Sachs. Die Deutsche Bank ist am 30. Oktober an der Reihe.