Streit um Kennzeichnung auf Verpackung Julia Klöckner (CDU) dagegen: Warum die Lebensmittel-Ampel ausgebremst wird

Düsseldorf/Mainz · Die Verbraucherminister streiten über die Kennzeichnung der Lebensmittelampel. Julia Klöckner (CDU) will noch eine Befragung.

Auf einer Packung Joghurt ist das einfache Ampelsystem Nutri-Score zu sehen. Ministerin Julia Klöckner bremst dessen Einführung bisher aus.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Die Verbraucher in Deutschland müssen weiter auf eine Lebensmittel-Ampel warten. Bei einem Treffen der Verbraucherschutzminister der Länder in Mainz wurde das Thema kontrovers diskutiert. Der Vorschlag von SPD und Grünen, möglichst schnell eine Nährwertkennzeichnung nach dem französischen Nutri-Score-Modell einzuführen, fand keine Mehrheit. Unionsgeführte Länder und auch Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) lehnen das ab. Klöckner will im Juli/August zunächst eine Befragung der Verbraucher starten, bei der vier bis fünf Kennzeichnungssysteme zur Auswahl stehen.

Nährwerttabelle hilft den Verbrauchern kaum weiter

Über die Frage, wie der Gehalt an Fett, Salz, Zucker und gesättigten Fettsäuren bei verarbeiteten Lebensmitteln gekennzeichnet werden soll, wird in Europa seit vielen Jahren gestritten. EU-weit verpflichtend ist bislang lediglich eine Nährwerttabelle auf der Rückseite der Verpackung. Die Zahlen sind meist sehr klein gedruckt und sagen nichts darüber aus, ob der Gehalt an Fett, Zucker und Salz als hoch, mittel oder niedrig bewertet werden kann.

Das könnte eine Lebensmittel-Ampel leisten, die gut sichtbar auf der Vorderseite der Verpackung für Klarheit sorgt, ob es sich um ein gesundes (grün), ein akzeptables (gelb) oder ungesundes (rot) Lebensmittel handelt. Bislang ist es den Herstellern gelungen, eine solche Ampel zu verhindern.

Ärzteverbände, Krankenkassen und Verbraucherorganisationen fordern seit langem Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht – eine leicht verständliche Kennzeichnung auf den Verpackungen wäre dabei sehr hilfreich.

Laut EU-Recht ist eine solche Information auf der Packungsvorderseite ausdrücklich erlaubt. Einige Staaten haben deshalb eine freiwillige Kennzeichnung eingeführt. Derzeit sieht es so aus, als ob sich das französische Nutri-Score-Modell durchsetzt. Nach Frankreich führen es auch Belgien, Spanien, Portugal und Luxemburg ein. Nutri-Score bewertet die Lebensmittel auf einer fünfstufigen Farbskala. Unternehmen wie zum Beispiel Danone, Iglo und Bofrost zeichnen ihre Produkte auch in Deutschland damit aus. Allerdings gibt es dagegen Klagen.

Ernährungswirtschaft lehnt farbliche Bewertung ab

Nutri-Score soll bei Klöckners Verbraucherbefragung im Sommer mit dabei sein. Zur Abstimmung steht aber auch ein wegen seiner Einfarbigkeit umstrittenes Modell der Bundesbehörde Max-Rubner-Institut. Im Spätsommer will Klöckner dem Bundeskabinett auf Basis der Umfrage eine Empfehlung für eine Kennzeichnung machen.

Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), Spitzenverband der deutschen Ernährungswirtschaft, hält die vorhandene Nährwertkennzeichnung eigentlich für ausreichend. Wer weniger Kalorien, Fett, Salz oder Zucker essen möchte, habe damit alle Informationen, die notwendig seien. Dagegen lehnt der BLL eine farbliche Bewertung der Lebensmittel ab. Dies helfe dem Verbraucher nicht weiter. Zumal die Kriterien für die farbliche Einordnung laut BLL „willkürlich festgelegt wurden und intransparent sind. Denn die Verbraucher wissen nicht, ab wann etwas noch grün, schon gelb oder gar rot ist“.