Kärcher wittert unsaubere Methode bei US-Konkurrenz
Der deutsche Weltmarktführer will Werbeaussagen über „aktiviertes Wasser“ verbieten lassen.
Winnenden. Für den Reinigungsspezialisten Kärcher ist der Kampf gegen Schmutz das alltägliche Geschäft. Nun wehrt sich das baden-württembergische Unternehmen allerdings auch gegen angeblich schmutzige Geschäftspraktiken der Konkurrenz aus Übersee. Vorwurf von deutscher Seite: Der Wettbewerber Tennant aus den USA behauptet, in seinen Maschinen gewöhnliches Leitungswasser so „aktivieren“ zu können, dass sich damit mindestens so erfolgreich der Boden schrubben lässt wie mit herkömmlichen Reinigungsmitteln. Das ist für die Saubermänner von Kärcher der Gipfel der Unverschämtheit — die Firma wehrt sich juristisch. Firmenchef Hartmut Jenner: „Die Behauptungen von Tennant sind irreführend und wissenschaftlich absolut unhaltbar.“
Die Konkurrenz aus Minneapolis glaubt jedoch, den Beweis längst angetreten zu haben. Sprecherin Kathryn Lovik: „Die Technologie ist gesichert von eigenen Testergebnissen und Analysen Dritter.“ Tennant hat derweil den Erlös mit Maschinen, die die neue Aktivierungstechnik enthalten, im vergangenen Jahr auf 96 Millionen Dollar verdoppelt — bei einem Gesamtumsatz von 668 Millionen Dollar (484 Millionen Euro) für 2010. Kärcher erlöste etwa dreimal so viel.
Vereinfacht gesagt sieht Tennants Technik so aus: In einem Teil der Bodenscheuermaschinen wird gewöhnliches Leitungswasser mittels Strom in seine Bestandteile zerlegt, so dass es einerseits sauer (wie Zitronensäure) und andererseits alkalisch ist (wie Seife). Derart „aktiviert“, sei das Wasser ein hervorragendes Reinigungsmittel.
Für Kärcher — Weltmarktführer in Sachen Reinigungstechnik — ist es einfach nur Humbug. Als Munition hat sich das Unternehmen ein Gutachten besorgt. Kostenpunkt: 35 075 Euro. Fazit: Tennants „ec-H2O“ reinigt so gut — oder so schlecht — wie Wasser und keinesfalls besser als Reinigungsmittel.
Daher gehöre die Werbung für die angebliche US-Innovation verboten. Nach dem Willen von Kärcher soll Tennant 250 000 Euro zahlen, sollte das Unternehmen die Aussage wiederholen.