ROUNDUP: UBS-Skandal: Chef kämpft um Job - Verlust bei 2,3 Milliarden Dollar
ZÜRICH/LONDON (dpa-AFX) - Der inhaftierte UBS-Spekulant hat noch mehr Geldals ursprünglich bekannt verzockt. Der von Händler Kweku Adoboli verursachteVerlust liege bei 2,3 Milliarden Dollar (rund 1,67 Mrd Euro), teilte die Bank amSonntag mit.
Bisher war von rund zwei Milliarden die Rede gewesen.
Der Chef der gebeutelten Bank, Oswald Grübel, will dennoch nichtzurücktreten: "Ich habe die Verantwortung für alles, was in der Bank passiert -ich fühle mich aber nicht schuldig", sagte er der Zeitung "Der Sonntag".Unterdessen haben die Finanzaufsichten der Schweiz und Großbritanniens einegemeinsame Untersuchung des Falles gestartet.
GRÜBEL: 'ICH DENKE NICHT ÜBER EINEN RÜCKTRITT NACH'
Grübel betonte, er halte nichts von den Rücktrittsforderungen, die etwa vonPolitikern kommen: "Das ist rein politisch", sagt der Deutsche. "Ich denke nichtüber einen Rücktritt nach", diese Frage sei "Sache des Verwaltungsrats". Für ihnsteht aber auch fest: "Wenn jemand mit krimineller Energie vorgeht, können Sienichts machen. Das wird es in unserem Job immer geben."
Der Londoner UBS-Händler Kweku Adoboli war am Donnerstag in London verhaftetworden. Bereits am Freitag wurde er wegen Verdachts des Betrugs und derBilanzfälschung dem Haftrichter vorgeführt. Der nächste Gerichtstermin ist für22. September angesetzt. Oswald Grübel wollte in dem Interview keine näherenAngaben dazu machen, wann er selber von dem Milliarden-Verlust erfahren hat: "Indem Zeitpunkt, wo wir es entdeckt haben", sagt er auf die entsprechende Frage.
PRESSE: ADOBILI-GESCHÄFTE HATTEN UMFANG VON ZEHN MILIARDEN DOLLAR
Der mutmaßliche 31-jährige Täter soll den Milliardenverlust mit nichtgenehmigten Transaktionen verursacht haben. Ziel der zusammen mit der britischenFinancial Services Authority (FSA) geplanten Untersuchung sei es, die genauenUmstände der nicht autorisierten Handelsaktivitäten abzuklären, erklärte dieSchweizer Aufsichtsbehörde Finma. Die "Sunday Times" berichtete am Sonntag unterBerufung auf "Insider", Adoboli habe insgesamt im Umfang von sogar zehnMilliarden US-Dollar spekuliert. Sein Konto sei am Freitag geschlossen worden.
Die Bank erklärte, der Verlust resultiere aus nicht genehmigtenSpekulationen mit Index Futures von S&P 500, Dax und EuroStoxx im Laufe derletzten drei Monate. Die Bank betonte, man sei dem Händler bereits auf der Spurgewesen, als sich dieser am 14. September offenbart habe. Kundengeld sei bei derFehlspekulation nicht verloren gegangen.
EXPERTIN: FINMA-UNTERSUCHUNG KÖNNTE EINIGES ZUTAGE FÖRDERN
Laut UBS sollen jetzt mögliche Fehler in den internenKontrollsystemen aufgedeckt werden, die dafür gesorgt haben, dass AdobolisAktivitäten zunächst unentdeckt blieben. Ratingagenturen haben wegen dermangelhaften Kontrollen bereits angedroht, die Bonität der UBS herabzustufen.
Die Finma-Untersuchung könne einiges zutage fördern, erklärte die LuzernerWirtschaftsprofessorin Monika Roth im Schweizer Rundfunk: Denn während dieBeschuldigten in einem Strafverfahren die Aussage verweigern können, seien siebei dieser Untersuchung zur Kooperation verpflichtet. Sollten die Betroffenendennoch schweigen, könne dies gegen sie verwendet werden, sagte Roth.
PRESSE: GRÜBEL WILL STEUER NOCH EINMAL HERUNREISSEN
Der "Tages-Anzeiger" aus Zürich berichtete unter Berufung auf MitarbeiterGrübels, dieser habe fest vor, das Steuer noch einmal herumrzueißen: "Ossi(Oswald) will zeigen, dass er nicht der unbelehrbare ewig gestrige Banker ist,als den ihn jetzt alle ansehen", zitierte die Zeitung einen Insider. Neben denPlänen zur Umstrukturierung und Verkleinerung des Investmentbanking sollen inder Sparte auch die Löhne massiv sinken.
Der in Haft genommene Adoboli soll sich wegen Betrugs und gefälschterBuchführung verantworten, die ins Jahr 2008 zurückgeht. Die UBS sichtet derzeitden Schaden und will dessen genaue Höhe bald bekanntgeben, wie es inFinanzkreisen hieß.