Kaffeepreise steigen auf breiter Front
Hamburg (dpa) - Für ihr Lieblingsgetränk Kaffee müssen die Bundesbürger bald mehr zahlen: Nach Discountern und Supermärkten erhöht auch der Röster Tchibo die Kaffeepreise für seine Marken Tchibo und Eduscho.
Vom 28. Februar an werde das Pfund Kaffee maximal 50 Cent teurer.
Dies teilte das Unternehmen am Montag in Hamburg mit. Ebenso kündigte der Münchner Anbieter Dallmayr höhere Preise an. Begründet wurde die Anhebung mit dramatisch gestiegenen Notierungen an den Rohkaffeemärkten.
Das kann der Rohstoffexperte Leon Leschus vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) nur bestätigen: Von Januar 2010 bis Januar 2011 sei der vom HWWI gewichtete Kaffeepreis aus den Sorten Arabica und Robusta (in Euro) um 66 Prozent gestiegen. „Die Preissteigerung ist extrem.“
Auch der Kaffee-Korbpreis der International Coffee Organization (ICO) in London hat im Januar den höchsten Wert seit September 1994 erreicht. Das dynamische Wachstum im weltweiten Kaffeeverbrauch, geringe Lagerbestände und die Ernte 2010/11 sprächen für weiter stabile Preise, schreibt die Organisation im Monatsbericht Januar.
Aktuell beeinträchtige schlechtes Wetter etliche Kaffee-Exportländer. Die Ernte 2010/11 wird auf knapp 135 Millionen Sack geschätzt, ein Zuwachs von 9,5 Prozent. Der Export 2010 ist laut ICO um 1,4 Prozent auf 97,5 Millionen Sack gestiegen. Im wichtigsten Anbau- und Exportland Brasilien dürfte aufgrund des Erntezyklus die kommende Arabica-Ernte aber deutlich schwächer ausfallen.
Diese hochwertige Kaffee-Sorte, die von Tchibo ausschließlich bezogen und verarbeitet wird, sei bereits so teuer wie zuletzt vor 14 Jahren, teilte das Unternehmen mit. Bei der Marke Eduscho liege die Preiserhöhung je nach Sorte zwischen 20 bis 50 Cent, sagte eine Sprecherin. Tchibo hatte wegen des Rohstoffkostenschubs bereits im Dezember 2010 das Pfund Kaffee um 50 Cent verteuert. Ende Januar 2011 gab es dann eine größere Preisrunde im Handel: Aldi, Rewe und Edeka hatten den Einstiegspreis für 500 Gramm gemahlenen Röstkaffee um 50 Cent angehoben.
„Wir erleben seit dem zweiten Quartal 2010 eine Rallye bei Rohkaffees, die zumindest im letzten Jahrzehnt ohne Beispiel ist“, berichtete Johannes Dengler aus der Geschäftsleitung der Alois Dallmayr Kaffee oHG. „Alle sinnvollen Möglichkeiten, Kosten einzusparen, sind bereits seit langem ausgereizt.“ Auf die Beimischung von Robusta-Bohnen will das Unternehmen verzichten und weiterhin nur Hochland-Arabicas einsetzen. „Diese Haltung hat aber ihren Preis: Wir müssen daher unsere Abgabepreise von Röstkaffee erhöhen.“ Den Umfang der Erhöhung bezifferte das Unternehmen nicht. Andere Kaffeeanbieter wie Jacobs und Melitta wollten sich am Montag nicht zu ihrer Preispolitik äußern.
Die Aufwärtsentwicklung an den Rohkaffeemärkten wird von Spekulanten und Ernteerwartungen getrieben. Aber auch die steigende Nachfrage nach den Bohnen aus aufstrebenden Wirtschaftsnationen verknappt das Angebot. „In China wird es hipper, Kaffee zu trinken“, meinte der HWWI-Experte. Und ebenso in Brasilien: Wirtschaftswachstum, höhere Einkommen und geringere Arbeitslosigkeit seien Faktoren, die den inländischen Konsum stärkten, schreibt die ICO.
In Deutschland ist Kaffee ist nach wie vor das Lieblingsgetränk. Nach früheren Angaben des Deutschen Kaffeeverbands werden durchschnittlich 150 Liter Kaffee im Jahr getrunken. Damit ist das Getränk beliebter als Mineralwasser (131 Liter) und Bier (102 Liter).