China nun zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt
Tokio (dpa) - Nun ist es offiziell: China hat Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt abgelöst. 2010 betrug der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, das Bruttoinlandsprodukt (BIP), in Japan umgerechnet 5,47 Billionen Dollar, die Volksrepublik kam im selben Jahr auf 5,88 Billionen Dollar.
An erster Stelle der Wirtschaftsmächte rangieren nach wie vor die USA. Japans Wirtschaft schrumpfte zwischen Oktober und Dezember 2010 mit einer hochgerechneten Jahresrate von 1,1 Prozent, wie die Regierung am Montag auf vorläufiger Basis bekanntgab.
Der Rückgang des BIP fiel im dritten Quartal des bis Ende März laufenden Steuerjahres jedoch deutlich geringer aus, als Volkswirte in Tokio erwartet hatten. Sie hatten im Durchschnitt der Prognosen mit einem Wert von minus 2,2 Prozent gerechnet, nach plus 3,3 Prozent im Vorquartal. Dies schürt Hoffnungen, dass Japan auf den Erholungspfad zurückkehrt.
Japans Wirtschaft stagniere offensichtlich, doch zeige der Trend wieder aufwärts, sagte der Minister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik, Kaoru Yosano. Dass die Wirtschaft angesichts auslaufender Konsumanreize der Regierung in dem Quartal schrumpfen würde, war an sich denn auch nicht überraschend. Analysten wie Takahide Kiuchi, Chefökonom bei Nomura Securities, halten es nun für sehr wahrscheinlich, dass die japanische Wirtschaft dank ihres Exportmotors zwischen Januar und März wieder zulegen wird.
Japan begrüßte Chinas Aufstieg zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas sei wichtig für die gesamte Region, sagte Yosano. Es gehe nicht um das Wetteifern um Ranglisten, sondern um das Wohl der Menschen. Die in der Gunst der Bevölkerung stark gesunkene japanische Regierung von Premier Naoto Kan kämpft gegen Deflation und gigantische Schulden.
Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im Berichtsquartal ist der erste seit dem dritten Quartal 2009. Im Vergleich zum Vorquartal schrumpfte Japans Wirtschaft um 0,3 Prozent. Hintergrund ist das Auslaufen staatlicher Konsumanreize. Zudem leidet Japans weiterhin stark vom Export abhängige Wirtschaft unter dem festen Yen.