Karstadt-Chefkontrolleur kündigt schmerzhafte Einschnitte an
Essen (dpa) - Karstadt-Aufsichtsratschef Stephan Fanderl stimmt die 17 000 Mitarbeiter des angeschlagenen Warenhausbetreibers auf tiefe Einschnitte in das Filialnetz ein. Es gebe zwar noch keine konkreten Schließungsbeschlüsse, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“).
„Aber das Unternehmen macht sich seit einiger Zeit berechtigte Sorgen um die Profitabilität von mehr als 20 Häusern.“ Das entspricht etwa einem Viertel der bundesweit 83 Karstadt-Häuser.
Es werde schmerzhafte Einschnitte geben müssen, um dem gesunden Kern eine Zukunft zu geben, betonte Fanderl in einem Gespräch mit der „FAZ“. Mit Einschnitten sei auch in der Essener Hauptverwaltung und in der Logistik zu rechnen. Laut dem Bericht der Zeitung sollen mit allen Vertragspartnern des angeschlagenen Warenhausunternehmens Gespräche über finanzielle Zugeständnisse geführt werden.
Der Karstadt-Chefkontrolleur habe mit dem Warenkreditversicherer des Unternehmens eine Verlängerung des Vertrages um ein Jahr erreichen können. Damit sei das für das Unternehmen besonders wichtige Weihnachtsgeschäft auf jeden Fall gesichert, schreibt die Zeitung. Karstadt habe auch genug Liquidität und sei handlungsfähig, versichert Fanderl.
Konzernchefin Eva-Lotta Sjöstedt, die als große Hoffnungsträgerin galt, räumte bereits nach weniger als fünf Monaten ihre Platz. Sie sehe keine Basis mehr für den von ihr angestrebten Sanierungsprozess, hatte die Schwedin überraschend Anfang vergangener Woche erklärt. Arbeitnehmervertreter zeigten sich schockiert. Verdi forderte die Eigentümer auf, ihre Pläne auf den Tisch zu legen und zu investieren.
Berggruen hatte den Karstadt-Konzern im Juni 2010 selbst für den Symbolpreis von einem Euro übernommen. Kritiker werfen dem Karstadt-Eigentümer vor, dem Unternehmen die für eine Sanierung notwendige Finanzspritze bislang versagt zu haben. Die klassischen Warenhäuser werden nach früheren Angaben von Aufsichtsratschef Stephan Fanderl auch in diesem Jahr keinen Gewinn erwirtschaften.
Die auf Immobiliengeschäfte spezialisierte Finanzgruppe Signa besitzt 75 Prozent der Anteile an den Premium- und Sport-Warenhäusern von Karstadt - darunter das Berliner KaDeWe - seit dem Herbst 2013.