Karstadt-Eigner Berggruen erhöht Angebot für Kaufhof
Düsseldorf (dpa) - Begehrte Warenhäuser: Das Rennen um die Kaufhauskette Kaufhof mit ihren mehr als 100 Häusern in besten Innenstadtlagen versuchen mehrere Investoren für sich zu entscheiden.
Unmittelbar vor der letzten Aufsichtsratssitzung der Kaufhof-Mutter Metro in diesem Jahr legte Nicolas Berggruen ein verbessertes Angebot vor. Ein Sprecher des US-Investors, dem schon die etwa gleich große Warenhauskette Karstadt gehört, bestätigte am Donnerstag auf Anfrage der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX eine Information der Zeitung „Handelsblatt“. Zu Details wollte sich der Sprecher nicht äußern.
Laut „Handelsblatt“ beinhaltet die verbesserte Offerte nicht nur einen höheren Preis für die zum Verkauf stehende Metro-Tochter. Es werde außerdem auch deutlich, dass Berggruen an Kaufhof mit eigenem Management und einem eigenen Mitarbeiterstamm festhalten wolle. Seit mehreren Jahren wird über ein Zusammengehen von Kaufhof und Karstadt in der Handelsbranche diskutiert. In dem Zusammenhang tauchten auch Befürchtungen auf, dass es zu massiven Einschnitten kommen könnte.
Der Metro-Aufsichtsrat wird sich in seiner Dezember-Sitzung an diesem Freitag mit den Angeboten beschäftigen. Dass aber schon eine Entscheidung gefällt wird, an wen die Warenhäuser gehen, gilt als eher unwahrscheinlich. Neben Berggruen sind auch die österreichische Immobilienfirma Signa und ein Konsortium um den früheren KarstadtQuelle-Chef Wolfgang Urban im Rennen. In der Branche wird der Unternehmenswert von Kaufhof auf zwei bis drei Milliarden Euro taxiert. Besonders werthaltig sind dabei die Immobilien der Warenhauskette in deutschen Innenstädten.
Der Signa-Chef René Benko hat bereits ein bindendes Angebot für Kaufhof vorgelegt. Zur Höhe wollte sich der Immobilienunternehmer aus Österreich nicht äußern. Signa dementierte aber die Zahl 2,05 Milliarden Euro, die in einem Medienbericht genannt worden war.
Der Aufsichtsrat der Metro beschäftigt sich an diesem Freitag außerdem mit einer wichtigen Personalie: dem neuen Finanzvorstand. Der Nachfolger von Amtsinhaber Olaf Koch, der zum 1. Januar 2012 zum Vorstandsvorsitzenden der Metro AG aufsteigt, kommt voraussichtlich aus dem eigenen Haus. Gute Chancen für die Nachfolge von Koch werden Mark Frese zugerechnet, dem Finanzchef der Metro-Großhandelstochter in Europa. Frese ist seit 1994 im Konzern. Er war auf verschiedenen leitende Positionen bei Kaufhof und der Metro AG tätig. So war er vor seinem gegenwärtigen Job Leiter des Konzern-Controllings der Metro.
Neben Vorstandschef Eckhard Cordes wird auch Kommunikationschef Michael Inacker Metro zum Jahresende verlassen. Inacker wolle sich beruflich neu orientieren, teilte Metro am Donnerstag mit. Darüber hinaus habe er darauf hingewiesen, dass er während der monatelangen, teilweise heftig geführten Diskussion um die Metro-Führungsspitze als Kommunikationsverantwortlicher des Unternehmens auch persönlich sehr exponiert gewesen sei. „Ich halte es für wichtig, dass der neue Vorstandsvorsitzende, Olaf Koch, einen Neubeginn gestalten kann, der unbelastet ist von den Debatten der jüngsten Zeit“, erklärte Inacker.
Vor vier Wochen hatte der Aufsichtsrat in einer Sondersitzung die Führungskrise bei Metro beendet. An die Spitze des Aufsichtsrates rückte mit Franz Markus Haniel ein Mitglied der Industriellenfamilie. Die Haniel-Gruppe ist größter Anteilseigner der Metro AG. Zudem wurde Koch zum neuen Vorstandschef bestimmt. Die Führungskrise hatte sich im Sommer an der Frage entzündet, ob der Vertrag von Cordes verlängert wird. Zur Metro AG gehören die Metro-Großhandelsmärkte, die Elektronikketten Media Markt und Saturn, der Lebensmittelhändler Real und Kaufhof. Der Konzern hat weltweit 280 000 Mitarbeiter.