Karstadt-Personal geschockt: Arcandor meldet Insolvenz an

Kaufhauskrise: 128 Jahre nach Gründung ist Karstadt pleite. Sanierer versuchen aber, große Teile des Konzerns zu erhalten.

Essen. Der Karstadt-Mutterkonzern Arcandor ist nach ausgebliebener Staatshilfe pleite und musste am Dienstag beim Amtsgericht Essen die Insolvenz beantragen. 128 Jahre nach der Gründung des ersten Kaufhauses in Wismar droht dem Konzern jetzt die Zerschlagung.

Für die Kunden soll es keine Einschränkungen geben. "Alle Geschäfte laufen ungehindert weiter", betonte Arcandor-Sprecher Gerd Koslowski. Auch Garantien, Anzahlungen oder Rückgaberechte blieben bestehen.

Für die 43000 von der Pleite bei Karstadt, Quelle und Primondo betroffenen Mitarbeitern soll sich wenigstens zunächst die finanzielle Situation verbessert haben. Drei ihrer Monatsgehälter sind jetzt durch das Insolvenzgeld gedeckt. Die Arbeitsagentur muss etwa 250 Millionen Euro zahlen. Danach könnten die Arbeitsplätze aber teilweise verloren gehen.

In einer Arcandor-Mitteilung heißt es: "Vom Insolvenzverfahren werden die Thomas Cook Group, die Primondo-Speciality-Group mit ihren Tochter- und Beteiligungsgesellschaften sowie der Homeshopping-Sender HSE24 unberührt bleiben." Ein späterer Verkauf des 52-Prozent-Anteils am Reiseveranstalter Thomas Cook, an dem die Rewe-Gruppe ihr Interesse bekräftigte, bleibt aber möglich. Die Spezialversender wie den Kleinkind-Ausstatter Baby-Walz will Otto haben.

Vorläufiger Insolvenzverwalter für alle Verfahren ist der Kölner Anwalt Hubert Görg. Er hat in der Branche einen guten Namen und spielte auch bei der Insolvenz von Philipp Holzmann - der Baufirma, die der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder aus wahltaktischen Gründen vergeblich zu retten versuchte - eine Schlüsselrolle. Arcandor hat den Düsseldorfer Insolvenzspezialisten Horst Piepenburg zum Generalbevollmächtigten ernannt. Beide Anwälte bilden ein Team und wollen versuchen, den Konzern als Ganzes zu erhalten.

Trotz der Insolvenz will die Metro weiter über die Zusammenführung von Kaufhof und Karstadt zur Warenhaus AG verhandeln. Das Konzept, das den Erhalt von 60 der 90 Karstadt-Häuser vorsieht, funktioniere auch im Falle der Insolvenz, sagte ein Sprecher.

Die Politik gibt der unnachgiebigen Haltung der Eigentümer Oppenheim und Schickedanz die Schuld.