Hilfe: Warenhaus AG nimmt Gestalt an

Der Staat sagt Arcandor Kredite zu. Metro und die Aktionäre müssen aber mitspielen.

Berlin. Der angeschlagene Warenhauskonzern Arcandor lässt sich nun doch auf Verhandlungen mit dem Konkurrenten Metro ein. Grund: Die Chancen auf Kredite und Bürgschaften vom Staat für Arcandor allein sind nach dem jüngsten EU-Veto gegen Null gesunken. Für den Fall einer Fusion lockt die Regierung mit Finanzhilfen.

Der Sinneswandel bei Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick, der noch bis vor wenigen Tagen ein Zusammengehen mit Metro zur "Deutschen Warenhaus AG" kategorisch ausschloss, folgt auf den abschlägigen Zwischenruf aus Brüssel.

Arcandor hatte wie berichtet eine Staatsbürgschaft von 650 Millionen Euro und einen Kredit über 200 Millionen Euro beantragt. Die EU-Kommission hält Arcandor jedoch - vorläufig inoffiziell - für nicht zuschussfähig. Darüber hinaus hat offenbar das massive Drängen der Politik in Berlin auf eine Lösung, die sich vom umstrittenen Modell Opel unterscheidet, gewirkt.

Ergebnis: Wie Arcandor-Sprecher Gerd Koslowski gestern durchblicken ließ, setzen sich beide Konzerne in der nächsten Woche erstmals an den Verhandlungstisch. Die Zeit drängt. Um den 12. Juni herum entscheidet sich, ob die Banken die für Arcandor lebensnotwendigen Kredite verlängern und zusätzliches Geld bewilligen. Andernfalls droht die Insolvenz.

Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD), der das unbedingt verhindern will, hat sich gestern in Berlin von Metro-Chef Eckard Cordes persönlich über dessen Pläne ins Bild setzen lassen, während Kanzlerin Merkel den Konzernchef die Dinge am Nachmittag mit Vertretern der Fachebene erörtern ließ. Details wurden offiziell nicht bekannt. Dem Vernehmen nach hat Metro seine Vorstellungen präzisiert, die meisten der Arcandor-Häuser (Karstadt/Quelle) in das Galeria-Kaufhof-Konzept zu integrieren.

Konkret: Von derzeit 206 Kaufhof- und Karstadt-Filialen würden im Falle einer Fusion voraussichtlich rund 40 aufgeben. 20 davon, heißt es, könnten jedoch von erfolgreichen Konzerntöchtern wie "Media Markt" und "Saturn" übernommen werden. Der vorsichtig geschätzte Stellenabbau liegt bei rund 5000.

Steinmeier kann sich vorstellen, Arcandor mit einer Finanzspritze des Staates von 300 Millionen Euro (in Form eines KfW-Überbrückungskredits) in die Lage zu bringen, mit der Kaufhof-Mutter Metro auf Augenhöhe zu verhandeln. Voraussetzung: die solventen Arcandor-Eigner Schickedanz und Oppenheim steuern ihrerseits einen nennenswerten Betrag "in dreistelliger Millionenhöhe" bei.