Keine Entscheidung über Deutsche-Bank-Spitze
Frankfurt/Main (dpa) - Die Suche nach einem Nachfolger für Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist nach dpa-Informationen aus dem Aufsichtsrat noch nicht entschieden.
„Ich betone: Solange wir keinen Vorschlag kennen, solange ist auch nichts entschieden“, sagte Marlehn Thieme, Vorsitzende des Konzernsprecherausschusses der leitenden Angestellten der Bank und in dieser Funktion auch Aufsichtsratsmitglied, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. „Ich lasse mich da auch nicht durch das präjudizieren, was in der Presse steht. Ich finde solche im Sommerloch ins Kraut schießenden Diskussionen unsäglich.“
Am 26. Juli sei die nächste reguläre Aufsichtsratssitzung. „Ich gehe davon aus, dass das Thema da auf der Tagesordnung sein wird. Ob da schon eine Entscheidung fallen wird, kann ich im Moment nicht abschätzen.“ Dass das 20-köpfige Kontrollgremium zuvor noch zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommt, hält Thieme für unwahrscheinlich: „Eine außerordentliche Sitzung ist in manchen Kalendern gerade in dieser Jahreszeit nicht gut machbar. Wir haben auch keinen Druck.“
Thieme betonte: „Wir haben uns darauf geeinigt, einen geordneten, strukturierten Prozess zu haben. Der wird nach meinem Empfinden in Kürze auch Entscheidungen produzieren. Sich jetzt schon vorweg in der Presse festzulegen, wird der Sache nicht gerecht.“
Zahlreiche Medien berichteten in vergangenen Tagen über eine Vorentscheidung für eine Doppelspitze aus dem Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen. Vereinzelt hieß es, auch im Kontrollgremium gebe es für das von Aufsichtsratschef Clemens Börsig favorisierte Modell eine Mehrheit. Von „Machtkampf“ war die Rede, weil Ackermann vermeintlich andere Personalvorstellungen hege.
„Ich sehe mit Befremden die Schlammschlacht, die in der Presse zu lesen ist“, sagte Thieme. „Auch angebliche Festlegungen werden da kolportiert, die ich als Mitglied des Aufsichtsrates auch mit Befremden wahrnehme, weil wir erst Ende Juli eine Aufsichtsratssitzung haben werden.“ Eine Doppelspitze könne sie sich gut vorstellen, „weil das eine Tradition hier hat. Das würde eine Globalität dieses Hauses deutlich machen und trotzdem eine Deutsche-Bank-Tradition aufnehmen.“ Es komme nicht primär auf das Alter an. Viele halten Deutschland-Chef Fitschen (62) für zu alt und sehen ihn allenfalls als Übergangslösung an der Seite von Jain (48).
Einen Wechsel des spätestens zur Hauptversammlung 2013 als Vorstandschef ausscheidenden Ackermann in den Aufsichtsrat würde Thieme begrüßen. „Ich habe Herrn Dr. Ackermann gebeten - im Auftrag vieler leitender Angestellter der Bank - sich zu gegebener Zeit in den Aufsichtsrat wählen zu lassen, damit seine Kompetenz und diese Vernetzung für unser Haus erhalten bleibt.“ Der Konzernlenker habe sich dazu ihr gegenüber „nicht definitiv ablehnend geäußert“.
Sollte Ackermann tatsächlich in das Kontrollgremium wechseln - ein Schritt den der Schweizer wiederholt ausgeschlossen hatte - wäre er nach Thiemes Dafürhalten auch der geeignete Kandidat für die Führung des Aufsichtsrates: „Zu gegebener Zeit natürlich auch das. Das ist aber zunächst nicht meine Aufgabe, das ist Anteilseignersache. Aber ich würde dem Aufsichtsrat empfehlen, dass wir das der Hauptversammlung entsprechend vorschlagen.“