Kion vor Börsengang: Chinesischer Staatskonzern erhöht Anteile

Wiesbaden (dpa) - Europas größter Gabelstaplerhersteller Kion geht an die Börse.

Von diesem Sommer an sei die Notierung im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse geplant, kündigte die Kion Group am Montag in Wiesbaden an.

Kion rechnet mit Erlösen von rund 900 Millionen Euro aus dem Börsengang, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen. Details zur angestrebten Preisspanne gab es zunächst nicht.

Gleichzeitig werde der chinesische Staatskonzern Weichai Power als „strategischer Ankerinvestor“ seine Anteile an dem nach Toyota weltweit zweitgrößten Gabelstaplerhersteller von 25 auf 30 Prozent erhöhen. Das werde unmittelbar vor Abschluss des Angebots erfolgen.

Schon jetzt ist Kion die größte Investition Chinas in Deutschland. Weichai Power, Tochter des Baumaschinenkonzerns Shandong, war im August 2012 für insgesamt 738 Millionen Euro bei den Wiesbadenern eingestiegen und hält aktuell an der Kion Group 25 Prozent.

Bei der Kion-Hydrauliksparte hat Weichai die Mehrheit übernommen und führt sie als Linde Hydraulics selbst. „Es geht ihnen um deutsche Qualität, deutsche Wertarbeit, deutsche Ausbildung. Davon wollen sie lernen“, hatte Kion-Geschäftsführer Gordon Riske Ende Mai gesagt.

Bisher gehört Kion dem Bankhaus Goldman Sachs (37,5 Prozent), dem Finanzinvestor KKR (37,5 Prozent) und dem Maschinenbauer Weichai (25 Prozent).

Die Mehrheitseigner werden nach den Angaben vom Montag an Bord bleiben und auch nach dem Börsengang „substanzielle Anteile“ an Kion halten. Die Finanzinvestoren hatten Kion 2006 für rund vier Milliarden Euro vom Linde-Konzern übernommen.

Nach den Angaben aus Kreisen dürften 500 Millionen Euro aus einer Kapitalerhöhung stammen, weitere 400 Millionen Euro werden demnach von der chinesischen Weichai Power fließen.

Goldman Sachs und KKR sollen zudem eine Mitgift von 100 Millionen Euro planen. Mit dem Gesamterlös sollen die Schulden von Kion gedrückt und die internationale Expansion finanziert werden, sagte Riske.

Je nachdem, wie viele Anteile letztlich an der Börse landen, könnte Kion einer der größten Börsengänge der jüngeren Vergangenheit in Deutschland werden.

Der Spezialchemiekonzern Evonik schaffte Ende April den Sprung aufs Parkett und sammelte dabei 2,2 Milliarden Euro ein. Nach derzeitigem Stand dürfte der Börsengang von Kion aber eher in der Gewichtsklasse von Talanx liegen.

Deutschlands drittgrößte Versicherungsgruppe hatte vergangenen Herbst gut 800 Millionen Euro mit ihrem Börsendebüt erlöst. Der Zeitpunkt für einen Kion-Börsengang gilt als günstig, da deutsche Maschinenbauer bei internationalen Investoren hoch im Kurs stehen.

Kion (Marken Linde, Still) ist nach eigenen Angaben Marktführer in Europa und sehr gut in den Wachstumsmärkten in Asien und Südamerika positioniert. Zudem sieht man sich als führenden ausländischen Anbieter in China sowie als Nummer 2 in Indien.

Die Kion-Gruppe erzielte im vergangenen Jahr mit gut 21 000 Beschäftigten 4,7 Milliarden Euro Umsatz (plus 8,2 Prozent) und machte nach einem Verlust von 93 Millionen Euro im Vorjahr 161 Millionen Euro Gewinn. Das Geschäft habe sich auch im ersten Quartal 2013 solide entwickelt, sagte Riske, der das Unternehmen vor erfolgreichen Jahren sieht.

Kion zitierte am Montag unabhängige Studien, die für 2013 bis 2017 ein weltweites Marktwachstum von durchschnittlich 5,4 Prozent jährlich vorhersagten: „Kion Group verfolgt das Ziel, an diesem attraktiven Marktwachstum überproportional partizipieren zu können.“