Ausbildung Koch und Kellner begeistert nicht mehr - DGB legt Liste unattraktiver Lehrberufe vor
Berlin. Wer will heutzutage noch Koch oder Kellner werden? Offenbar immer weniger junge Menschen in Deutschland. Viele unbesetzte Stellen, hohe Abbruchquoten - nicht jeder Ausbildungsberuf begeistert Jugendliche.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat jetzt die zehn unattraktivsten Lehrberufe ermittelt.
Auf Platz Eins der Negativliste, die unserer Zeitung vorliegt, findet sich die Restaurantfachkraft gefolgt vom Fleischer und dem Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk. Zwischen 35,2 und 33 Prozent der in diesen Sparten angebotenen Lehrstellen blieben im vergangenen Jahr unbesetzt. Auf den weiteren Plätzen folgen Klempner, die Fachkraft in der Systemgastronomie, Bäcker, Gerüstbauer, Tierwirt sowie Gebäudereiniger und Koch. Auch hier blieben zwischen 30,6 und 20,4 Prozent der Ausbildungsplätze offen.
"Wenn es in diesen Berufen schon seit Jahren wachsende Besetzungsprobleme gibt", heißt es in der Expertise, "ist das ein wichtiges Indiz für die schwindende Attraktivität". Auf der anderen Seite gehören zu den beliebtesten Jobs seit Jahren der Industrie- und Einzelhandelskaufmann sowie der Kraftfahrzeugmechatroniker. Nach Ansicht der DGB-Experten belegen auch die Abbruchquoten in den einzelnen Berufsbereichen den Mangel an Qualität. So wurden 2014 über die Hälfte aller Ausbildungsverträge bei den Restaurantfachkräften vorzeitig aufgelöst, bei den Köchen waren es 48,6 und bei den Gebäudereinigern 46,7 Prozent. Über 40 Prozent lag die Quote der vorzeitigen Vertragsauflösung auch bei Gerüstbauern, Fachverkäufern, Bäckern und in der Systemgastronomie. Bei Tierwirten, Fleischern und Klempner lag sie knapp darunter.
Am kommenden Mittwoch will das Bundeskabinett den Berufsbildungsbericht verabschieden, der sich mit der Lage von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt beschäftigt. Laut DGB stieg die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze im letzten Jahr um 10,4 Prozent auf 41.000. Insgesamt blieben 7,5 Prozent der betrieblichen Angebote frei. Während die Wirtschaft häufig die mangelnde Ausbildungsreife junger Bewerber beklagt, betonte die stellvertretende Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes, Elke Hannack: "Der Azubi-Mangel in einigen Branchen ist hausgemacht." Wenn junge Menschen "als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, bewerben sie sich in diesen Unternehmen nicht mehr", sagte Hannack unserer Zeitung. Die Betriebe seien gefordert, Azubis besser zu bezahlen und die Qualität ihrer Ausbildung zu verbessern.
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Achim Dercks, wies hingegen darauf hin, dass die Hälfte der Azubis, die ihren Vertrag auflösten, andernorts eine neue Ausbildung anfangen würde. "Nur rund zwölf Prozent brechen also ihre berufliche Bildung insgesamt ab", so Dercks zu unserer Zeitung. Er riet Jugendlichen, frühzeitig ihre Erwartungen durch Praktika mit der betrieblichen Wirklichkeit abzugleichen. Das sei vor allem wichtig für Branchen wie dem Hotel- und Gaststättenbereich. "Dass hier häufiger auch dann gearbeitet wird, wenn die Freunde frei haben, wird den jungen Menschen dadurch bewusst."