Konsumklima auf Sieben-Jahres-Hoch
Nürnberg (dpa) - Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland steigt und steigt - inzwischen ist sie so gut wie seit sieben Jahren nicht.
Zwar schätzten die Bürger die Entwicklung der Konjunktur minimal schlechter ein als im Vormonat und zeigten sich auch nicht mehr ganz so offen für größere Anschaffungen.
Doch die Menschen rechnen mit mehr Geld im eigenen Portemonnaie und legen davon nur wenig zurück - die Sparneigung blieb auch im Februar extrem niedrig, wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Dennoch profitiert der Einzelhandel von der Entwicklung nur wenig: Die Menschen geben ihr Geld lieber in anderen Bereichen aus.
Der von der GfK monatlich ermittelte Konsumklimaindex prognostiziert für März 8,5 Punkte, nach revidiert 8,3 Zählern im Februar. Mit Blick auf die Entwicklung der Konjunktur gingen die Konsumenten davon aus, „dass die deutsche Wirtschaft ihre Schwächephase aus dem Vorjahr überwunden hat und in einen soliden Aufschwung einschwenkt“, schilderten die Nürnberger Forscher. Allerdings gab es im Februar nach fünf Anstiegen in Folge beim entsprechenden Teilindikator ein moderates Minus.
Die Anschaffungsneigung blieb trotz eines Mini-Rückgangs auf extrem hohen Niveau. Das Geld sitze weiter locker, erläuterte die GfK. „Niedrige Zinsen, eine stabile Beschäftigungslage sowie steigende Einkommen sorgen derzeit dafür, dass die Konsumenten eher zu größeren Anschaffungen tendieren als das Geld gegen historisch niedrige Zinsen auf die Bank zu tragen.“
Zudem erwarten die Menschen künftig deutlich mehr Geld im Portemonnaie. Einer der Gründe sei die niedrige Inflation, schilderte GfK-Experte Rolf Bürkl. „Die Preiserwartungen sind noch einmal heruntergegangen.“ Die Verbraucher orientierten sich an bestimmten „Signalpreisen“, und da zeichne sich etwa bei den Lebensmitteln eine Entspannung ab. „Auch bei den Benzinpreisen, die ja für viele Verbraucher im Fokus stehen, sehen wir im Vergleich zum Vorjahr ein geringeres Preisniveau.“
Darüber hinaus gab es für die Erwerbstätigen mit dem Tarifabschluss in der chemischen Industrie ein positives Signal - die Beschäftigten dieser Branche erhalten künftig 3,7 Prozent mehr Geld. Insgesamt stiegen die Einkommenserwartungen der Verbraucher im Februar auf den höchsten Wert seit mehr als 13 Jahren.
Doch obwohl die Menschen mit mehr Geld rechnen und prinzipiell derzeit ausgesprochen ausgabefreudig sind, profitiert der Einzelhandel vergleichsweise wenig vom guten Konsumklima in Deutschland. Der Grund: Die Deutschen geben ihr Geld vermehrt für Dienstleistungen und Erlebnisse aus, wie Bürkl der Nachrichtenagentur dpa erläuterte. Dies habe man etwa im Weihnachtsgeschäft gesehen, als der Konsumklimaindex auf dem höchsten Wert seit gut sechs Jahren war - der Handel aber über schlechte Geschäfte klagte.
„Tatsächlich ging diese gute Konsumstimmung teilweise am Einzelhandel vorbei“, bestätigte Bürkl. Doch der Einzelhandel mache nur ein knappes Drittel des gesamten Konsums in Deutschland aus - zugelegt hätten andere Bereiche wie der Immobiliensektor oder die Reisebranche.
Viele Bürger betrachteten Immobilien derzeit als alternative Form des Sparens, schilderte Bürkl. Wer nicht gleich ein Haus oder eine Wohnung erwerbe, stecke sein Geld häufig in Renovierungen und möbele sein Bad oder die Fassade auf. „Dabei gehen die Leute weniger selbst in den Baumarkt, sondern engagieren Profis.“ Die Folge: Das Geld fließt in den Dienstleistungssektor statt in den Handel.
Der Dienstleistungssektor profitiert auch davon, dass die Deutschen deutlich mehr Geld für Urlaube und Reisen ausgeben. Nach jüngsten GfK-Zahlen verzeichnen die Reisebüros für die anstehende Sommersaison aktuell ein Umsatzplus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark wächst das Luxussegment: Bei Reisen für mehr als 3000 Euro pro Person beträgt das Wachstum sogar 16 Prozent.