Konsumklima: Verbraucher fürchten Inflation
Euro-Schwäche und Schuldenkrise drücken auf die Stimmung. Bürger vertrauen den Politikern nicht.
Nürnberg. Euro-Schwäche und Konjunktursorgen drücken auf die Stimmung der Verbraucher - das Konsumklima in Deutschland verdüstert sich.
"Der Konsument hat sich die Turbulenzen angeschaut, die es in der Eurozone gibt, und fürchtet, dass die Rettungspakete für Griechenland und der schwächelnde Euro die deutsche Wirtschaft in ihrer Erholungstendenz beeinträchtigen können", sagte der Chef der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Klaus Wübbenhorst.
Der Konsumklima-Index der GfK für Juni sank auf 3,5 Zähler, nach revidiert 3,7 Punkten im Vormonat. Besonders spürbar gingen die Konjunktur- und Einkommenserwartungen zurück, während die Forscher unter den 2000 Befragten nur leichte Einbußen bei der Anschaffungsneigung verzeichneten.
Die aktuelle Debatte über die Schwäche des Euro überlagere die positiven Konjunkturimpulse, die vom anziehenden Export und dem robusten Arbeitsmarkt ausgehen, erläuterte Wübbenhorst. "Denn wenn wir die Fakten sehen - dass die Arbeitslosigkeit nach wie vor deutlich unterhalb der Erwartungen liegt, dass das Bruttoinlandsprodukt ganz vernünftig gewachsen ist, dass ein nicht mehr ganz so starker Euro den Export beflügelt - sind das eigentlich alles positive Punkte, die die Firmen halbwegs zuversichtlich stimmen."
Die Verbraucher sind verunsichert, das bestätigt eine Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des "Stern". Demzufolge haben drei Viertel der Befragten große oder sehr große Angst, dass die Staatsschulden nicht mehr zu bewältigen sind. Zugenommen hat auch die Sorge vor einer Inflation - gut die Hälfte fürchtet, dass die Preise steigen. Und noch mehr Menschen haben Angst, dass die Politiker mit den Problemen überfordert sein könnten.
Die Politik müsse wieder mehr Vertrauen bei den Verbrauchern schaffen, forderte Wübbenhorst. "Drei Politiker mit sechs Meinungen - der Bürger hat schon ein Recht darauf, das Gefühl zu kriegen, dass die Entscheidungsträger die Schwierigkeiten in der Eurozone im Griff haben."
Viele Bürger rechnen damit, dass die europäischen Rettungsbemühungen und die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse zu harten Einschnitten bei den Staatsausgaben oder zu Steuererhöhungen führen. Entsprechend gingen die Einkommensaussichten der Befragten zurück.
Höhere Abgaben würden nicht nur das Portemonnaie jedes einzelnen belasten, sondern die Wirtschaftsentwicklung insgesamt, warnte Wübbenhorst. Die Regierung solle sich erst die Ausgabenseite anschauen und nicht so sehr auf neue Einnahmen schielen.
Die Bürger halten ihr Geld derzeit ebenfalls zusammen: Bei der Anschaffungsneigung setzte sich die leicht rückläufige Tendenz fort. Die Konsumenten erwarten laut GfK, dass die Inflation steigt und die Kaufkraft sinkt - dies hat traditionell Auswirkungen auf die Bereitschaft, größere Summen auszugeben. Dennoch seien die Aussichten für den Konsum im Prinzip nicht schlecht, so Wübbenhorst. Voraussetzung sei, dass die Diskussion über die Stabilität des Euro bald verstummt.