Krise erfasst Spaniens Tourismus
Viele Einheimische können sich Reisen nicht leisten. Kaum Belebung aus dem Ausland.
Madrid. In Spaniens Reisebranche klingeln die Alarmglocken: Der Tourismus, der bisher auch in der tiefen Wirtschaftskrise des Landes noch brummte, läuft in Gefahr, sich an der spanischen Konjunktur-Grippe anzustecken. Die Zahl der ausländischen Urlauber wuchs im ersten Halbjahr 2012 nur noch leicht, stagniert sogar auf Mallorca und den Kanarischen Inseln. Und viele Spanier, welche mangels Geld den Gürtel immer enger schnallen müssen, bleiben in den Ferien zu Hause.
Nur die Spanien-Reiselust der Deutschen (2012: plus sechs Prozent) und der Russen (plus 40 Prozent) rettet die spanische Reisewirtschaft derzeit vor größerem Schaden. Die Deutschen stellen nach den Briten die zweitgrößte Urlaubergruppe. 2011 kamen insgesamt 57 Millionen ausländische Touristen nach Spanien, davon neun Millionen Deutsche (16 Prozent). Spanien ist das beliebteste Auslandsreiseziel der „Alemanes“.
Die Ferienlaune der spanischen Familien wird derweil durch die wachsende finanzielle Not verdorben. Arbeitslosigkeit, Lohnkürzungen und Steuererhöhungen sorgen dafür, dass sich immer weniger Spanier überhaupt noch einen Urlaub leisten können. Umfragen zufolge bleibt im Sommer 2012 jeder zweite Einheimische zu Hause. Laut Hotelverband Cehat sind die Buchungen der Spanier gegenüber 2011 um ein Drittel geschrumpft.
Auch die Tourismuswirtschaft sieht sich durch staatliche Pläne geschädigt: Seit Juli kassiert Spaniens Flughafengesellschaft von den Airlines höhere Airport-Gebühren. Im Schnitt 20 Prozent mehr, auf den Drehkreuzen Barcelona und Madrid sogar 50 Prozent. Die Fluggesellschaften schäumen angesichts dieses Zuschlags und wollen die Extrakosten auf die Passagiere umlegen.
Der Tourismus gehört zu Spaniens wichtigsten Wirtschaftssäulen, er trägt gut zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.