Kritik an Investor Oaktree nach Beluga-Insolvenz

Bremen (dpa) - Nach der Insolvenz der Bremer Beluga-Reederei hat der Vorstandschef des Emissionshauses HCI den US-Finanzinvestor Oaktree kritisiert. „In Bremen hat man innerhalb von drei Wochen einen Weltmarktführer zertrümmert“, sagte HCI-Chef Ralf Friedrichs dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.

Er sei der festen Überzeugung, dass Beluga nicht in die Insolvenz hätte getrieben werden müssen. Es habe in den vergangenen Jahren schon größere Schifffahrtskrisen gegeben. Der US-Finanzinvestor Oaktree hatte Beluga-Ex-Chef Niels Stolberg angezeigt. Stolberg und weitere ehemalige Führungskräfte der Reederei stehen im Verdacht, mit falschen Umsatzzahlen Kapitalgeber getäuscht zu haben. Oaktree gehören 49,5 Prozent der Anteile an Beluga.

Der Verdacht hat sich einem Bericht des Bremer „Weser-Kuriers“ zufolge inzwischen erhärtet. „Der Sachverhalt einer Täuschung in Zusammenhang mit Kreditmitteln, die Oaktree Beluga für die Finanzierung von Schiffen oder den Erwerb von Anteilen gewährt hat, hat sich nach unseren bisherigen Ermittlungen bestätigt“, sagte Oberstaatsanwalt Uwe Lyko dem Blatt. Er rechne bis Ende Juni mit einem Ermittlungsergebnis. Geklärt werden müsse, ob Oaktree ein Vermögensschaden entstanden sei.

Falls sich dies bewahrheite, müssten Stolberg und die anderen beschuldigten Ex-Führungskräfte mit einer Anklage wegen schweren Betrugs rechnen. Dann drohten bis zu zehn Jahre Haft. Sollte sich kein Schaden nachweisen lassen, liege die Strafe niedriger - bei bis zu drei Jahren Haft.

Vor rund einer Woche hatte Beluga sein Kerngeschäft neugestartet und das Frachtgeschäft aufgenommen. „Das geht nicht, wie wenn man einen Lichtschalter umlegt. Wir müssen die Routen ja planen und sind da mittendrin“, sagte Beluga-Sprecher Klaus-Karl Becker der dpa. Die ersten Schiffe seien wieder beladen. Spätestens bis Ende der nächsten Woche solle das Geschäft wieder laufen. Zunächst sollen 17 Schiffe fahren. Im April solle die „Tokyo“ hinzukommen, die derzeit auf einer Werft in China sei.

„Wir bemühen uns gerade darum, weitere Schiffe zu bekommen, so dass wir auf den Stand kommen, den wir vorher hatten.“ In Hochzeiten fuhren mehr als 70 Schiffe für die Reederei. Der Wirbel um Oaktree und die Insolvenz schade der Auftragsakquise nicht, betonte Becker. „Es gibt nicht so viel Auswahl im Schwertransport-Segment.“

Laut „Spiegel“ gehören Oaktree noch 16 Schiffe. Der Investor plane internen Dokumenten zufolge, sie in einer neuen Reederei namens „Heavy Lift“ fahren zu lassen.