Kundenbeschwerden über Banken auf Rekordhoch

Berlin (dpa) - Bankkunden in Deutschland haben bei den Ombudsstellen der Geldinstitute so viele Beschwerden eingereicht wie nie zuvor.

2011 gingen nach einer Umfrage der „Welt“ bei den Schlichtungsstellen von Sparkassen, Genossenschaftsbanken und privaten Banken zusammen mehr als 13 500 Beschwerden unzufriedener Verbraucher ein, wie die Zeitung am Mittwoch nach einer Umfrage bei den Verbänden der drei Bankengruppen berichtet.

Das kräftige Plus von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr könnte durchaus ein einmaliger Ausreißer nach oben sein, vermutet der Bankenverband. Allein im Dezember seien bei den Privatbanken rund 2900 Beschwerden eingegangen, in den ersten beiden Monaten 2012 aber nur gut 1000.

Der sprunghafte Anstieg der Beschwerden gegen Jahresende sei ganz überwiegend auf die Verkürzung der Verjährung von 30 auf drei Jahre zurückzuführen, erklärte ein Verbandssprecher: Denn Ende 2011 lief die letzte Übergangsfrist bei der Verjährung von Altfällen ab. Die meist durch Anwälte vertretenen Beschwerdeführer hätten die Tatsache genutzt, dass die Verjährung bei Altfällen außer Kraft ist, solange ein Ombudsmann-Verfahren läuft.

Diese Beschwerden verteilten sich nach den Angaben auf die Bereiche Anlageberatung bei Fondsanlagen und Kauf von Schrottimmobilien („steueroptimierte Immobilienfinanzierung“). Auch der Bundesverband der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) habe auf ein „stark vermehrtes Aufkommen zum Jahresende“ verwiesen, schreibt das Blatt.

In absoluten Zahlen beschwerten sich die meisten Kunden bei privaten Institute: Dort nutzten 8266 Kunden oder 27 Prozent mehr als 2010 die außergerichtliche Möglichkeit, ihrem Ärger Luft zu machen - dabei ging es nach Verbandsangaben meist um die Anlageberatung.

Die größte prozentuale Steigerung registrieren die Volks- und Raiffeisenbanken, schreibt die “Welt“. Dort habe sich die Zahl der an die Schlichter herangetragenen Streitfälle gegenüber 2010 um 65 Prozent auf 2860 erhöht. Bei den Sparkassen seien mit 2430 Fällen 25 Prozent mehr Beschwerden eingegangen.

Wie das Blatt berichtet, gingen bisher unter dem Strich rund die Hälfte der von den Schlichtern zugelassenen Beschwerden aus dem Vorjahr zugunsten der Kunden aus. Bei privaten Banken seien es 66 Prozent gewesen, bei Genossenschaftsbanken 55 Prozent und bei den Sparkassen 56 Prozent.

Bankkunden in Deutschland können sich seit den 1990er-Jahren kostenlos an einen Schlichter wenden, wenn sie mit den Geschäftspraktiken ihrer Bank nicht einverstanden sind.