Lange Haftstrafe für Anlagebetrüger Engler

Mannheim (dpa) - Er hat Traumrenditen von 72 Prozent versprochen und Anleger um einen zweistelligen Millionenbetrag geprellt: Dafür hat das Landgericht Mannheim den geständigen Anlagebetrüger Ulrich Engler zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.

Der 51-Jährige wollte die jährlichen Renditen angeblich mit ultraschnellen Aktiengeschäften erwirtschaften, gegenüber den Anlegern gab er sich als langjähriger Chefhändler einer US-Bank aus. „Alles frei erfunden. Nichts davon war wahr“, sagte die Vorsitzende Richterin Claudia Kreis-Stephan am Montag in ihrer Urteilsbegründung.

Tatsächlich habe Engler von Anfang an geplant, ein großes Schneeballsystem aufzubauen. Mit dem Geld der Anleger habe er zudem einen „sehr gehobenen Lebensstil gepflegt“, sagte die Richterin. So leistete sich der gebürtige Schwabe in Florida - von dort aus zog er den Schwindel auf - ein Anwesen für 10 000 Dollar Miete im Monat, mehrere teure Autos und Hunderte von Kunstwerken.

Verurteilt wurde Engler, weil er etwa 1100 Anlegern einen Schaden von gut 32 Millionen US-Dollar (aktuell etwa 24 Mio Euro) verursacht hatte. Tatsächlich sei der Schaden aber viel höher gewesen, sagte die Richterin. Laut dem Insolvenzverwalter sollen Anleger zwischen Ende 2004 und Sommer 2007 rund 171 Millionen Dollar bei Engler eingezahlt haben: Um die 78 Millionen Dollar flossen demnach an einen Teil der Anleger zurück, ein weiterer Batzen ging als Provisionen an die Vermittler Englers, die neue Anleger anlockten. Die Anklage hatte sich auf einen Teil der Fälle begrenzt, um das Verfahren nicht ausufern zu lassen.

Manche Anleger hätten ihr komplettes Erspartes verloren, sagte Kreis-Stephan, ganze Familien seien ruiniert worden. Sie hob auch die gezielte „Gegenpropaganda“ hervor, die Engler betrieben habe, als Zweifel an seinem Geschäftsmodell und seiner Seriosität aufgekommen seien. So ließ er sich noch Anfang 2007 in Anzeigen zum „Investmentbanker des Jahres“ ausrufen. Nach dem Auffliegen des Schwindels im Sommer 2007 war Engler mit gefälschten Papieren in den USA auf der Flucht, erst im Juli 2012 konnte er in Las Vegas gefasst werden.

Zugute hielt Richterin Engler, dass er reinen Tisch gemacht habe. Für sein umfassendes Geständnis hatte die Kammer dem 51-Jährigen in Abstimmung mit Staatsanwaltschaft und Verteidigung eine Strafe zwischen acht Jahren und acht Jahren und neun Monate in Aussicht gestellt. Ohne das Geständnis wäre die Strafe „zweistellig“ ausgefallen, sagte Kreis-Stephan.

Engler hatte sich in seinem „letzten Wort“ vor dem Urteil reumütig gezeigt. Ihm sei erst im Prozess klargeworden, wie vielen Menschen er Leid zugefügt habe. „Ich schäme mich hierfür.“ Das Gericht verhängte zudem ein vierjähriges Berufsverbot für Finanzdienstleistungen. Der Schwabe will im Gefängnis nun eine Lehre zum Möbeltischler beginnen. Bei guter Führung könnte er nach zwei Dritteln der Strafe freikommen.

Die Opfer Englers werden aller Voraussicht nach nur einen kleinen Teil ihrer Verluste wiedersehen. Der US-Insolvenzverwalter geht bislang davon aus, dass mindestens 23 Millionen Dollar zusammenkommen könnten. Davon würde aber noch ein Teil weggehen, etwa für die Bezahlung des Insolvenzverwalters und andere Kosten.