Energieexperte Langjähriger VW-Aufsichtsratschef Liesen ist tot
Essen/Wolfsburg (dpa) - Klaus Liesen, über viele Jahre hinweg einer der einflussreichsten Aufsichtsräte in der deutschen Wirtschaft, ist tot. Der Energieexperte und langjährige VW-Aufsichtratschef starb am Donnerstag im Alter von 85 Jahren, wie der Energiekonzern Uniper am Abend in Düsseldorf mitteilte.
„Herr Liesen ist heute Morgen im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. In Uniper ist die Essener Ruhrgas AG aufgegangen, deren Vorstandschef Liesen von 1976 bis 1996 war. Beim Autobauer VW stand er von 1987 bis 2002 an der Spitze des Aufsichtsrates.
Auch Volkswagen würdige seine Verdienste. „In 15 Jahren an der Spitze des Aufsichtsrates hat er in den 1980er und 90er Jahren wesentlich zur Expansion und Internationalisierung des Konzerns beigetragen“, erklärte VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Mit seiner unternehmerischen Erfahrung, seiner klugen und immer diplomatischen Art habe er sich hohen Respekt und Anerkennung erworben. „Für uns war es eine echte Bereicherung, ihn bis zuletzt als Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrates an unserer Seite zu wissen“, betonte Pötsch.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bezeichnete Liesen als eine „große Führungspersönlichkeit des Ruhrgebiets“. „Klaus Liesen war einfach ein brillanter Mann“, sagte DSW-Präsident Ulrich Hocker der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagabend. Die schwierige Übernahme von Ruhrgas durch den Energiekonzern Eon „war nur möglich dank seiner Verbindungen“, erläuterte Hocker.
Der studierte Jurist und gebürtige Kölner gehörte zahlreichen Kotrollgremien an, so dem Aufsichtsrat des Versicherungsriesens Allianz und des Reisekonzerns Tui. Er galt als „Graue Eminenz mit den entscheidenden Kontakten“. Der Manager musste in seiner Karriere immer wieder Fingerspitzengefühl und Durchsetzungsvermögen zeigen.
Im Kontrollgremium von VW trug er mit diskreten Vermittlungen zu einer außergerichtlichen Beilegung einer jahrelangen Kontroverse zwischen VW und General Motors bei. Hintergrund war der Vorwurf der Veruntreuung von Firmeninterna von GM durch den Anfang der 1990er Jahre zu VW gewechselten ehemaligen GM-Vorstand José Ignacio López de Arriortúa. Der ausgehandelte Vergleich sah unter anderem die Zahlung von 100 Millionen Dollar Schadenersatz durch den VW-Konzern vor.