Lanxess zieht die Notbremse
Die Börse jubelt über den neuen Konzernchef Matthias Zachert. Axel Heitmann geht.
Köln. Die Ära Axel Heitmann beim Spezialchemie-Konzern Lanxess geht zu Ende: Der langjährige Chef (54) verlässt völlig überraschend den Konzern, den er selbst in fast zehn Jahren bis in den Dax gebracht hat. Die Börse reagierte mit einem Kursfeuerwerk: Die Lanxess-Aktie stieg um gut acht Prozent.
Künftiger Chef ist der frühere Lanxess-Finanzvorstand Matthias Zachert (46), der spätestens Mitte Mai vom Chemie- und Pharmaunternehmen Merck zurück nach Köln kommen soll. Er genießt in Finanzkreisen einen hervorragenden Ruf. Analysten erhoffen sich vom Nachfolger eine neue Strategie und Auftrieb für das zuletzt lahmende Geschäft.
Heitmann stand fast zehn Jahre an der Unternehmensspitze. Ihm wird trotz aller Erfolge vorgehalten, Lanxess nicht breit genug aufgestellt und zu einseitig auf das Auto- und Reifengeschäft ausgerichtet zu haben, hieß es in Industriekreisen. So litten die Kölner unter dem schwachen Autoabsatz in Europa. Lanxess ist nach eigenen Angaben der weltgrößte Hersteller von synthetischem Kautschuk, einem wichtigen Rohstoff für Reifen.
Zwischen Chef und Aufsichtsrat soll es mächtig geknirscht haben: Heitmann und die Aufseher sollen sich uneinig über die Ausrichtung des Konzerns gewesen sein. Die Abhängigkeit vom Auto- und Reifengeschäft war dem Aufsichtsrat zu groß. Für einen Abgang im Eiltempo spricht laut Beobachtern, dass Heitmann nicht einmal mehr die Bilanz für 2013 im März vorlegen darf. Bis zum Amtsantritt von Zachert soll der jetzige Lanxess-Finanzvorstand Bernhard Düttmann die Führung und damit wohl auch die Bilanzkonferenz 2013 kommissarisch übernehmen.
Der Konzern Lanxess mit etwa 8000 Mitarbeitern in Deutschland und einem Konzernumsatz von 8,8 Milliarden Euro durchlief in den vergangenen Jahren ein hartes Sanierungsprogramm. Lanxess war aus der Chemiesparte des Pharmariesen Bayer hervorgegangen und vor rund zehn Jahren an die Börse gebracht worden. 2012 gelang der Aufstieg in den Deutschen Aktienindex Dax.
Der schwache Automarkt in Europa und stark gefallene Kautschukpreise hatten Lanxess 2013 getroffen. Der Konzern hat bereits Anlagen gedrosselt und im September ein neues Sparprogramm aufgelegt, mit dem 100 Millionen Euro bis Ende 2015 eingespart werden sollen. Weltweit sollen insgesamt 1000 Stellen wegfallen. Der Gewinn war im dritten Quartal — auch wegen Kosten für das Sparprogramm — um fast 90 Prozent auf elf Millionen Euro abgestürzt.