Textilindustrie sieht Ende des Preisnomadentums
Die deutsche Textilbranche prüft Produktionsstätten in Bangladesch und setzt sich für bessere Bedingungen ein.
Düsseldorf. Die deutsche Bekleidungsindustrie setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen in Bangladesch und anderen fernöstlichen Ländern ein. Viele Betriebe ließen ihre Produktionsstätten überprüfen, berichtete der Industrieverband German Fashion gestern in Düsseldorf. In dem Verband sind 400 höherwertige Mode-Unternehmen Mitglied. Bereits zehn Prozent davon seien „Business Social Compliance Initiative“-zertifiziert. Das BSCI überprüft die Arbeitsbedingungen der Menschen in den Betrieben vor Ort.
„Bei unseren Mitgliedern produziert nur ein Drittel in Fernost, aber wir wollen nicht sagen, dass wir gar nicht betroffen sind“, sagte Thomas Rasch, Hauptgeschäftsführer von German-Fashion. „Wir machen keine Jeans für 9,90 Euro.“ Problematisch seien aber für alle die politischen Rahmenbedingungen etwa in Bangladesch. „Es gibt sehr viel Korruption, und da die Wirtschaft zu einem großen Teil von der Textilbranche abhängt, werden die Arbeitsbedingungen nicht überwacht“, sagte Rasch.
Die Lösungsansätze: vor Ort sein. „Unsere Ware wird unter Aufsicht unserer Techniker produziert“, sagte Rasch. Zusätzlich zu den eigenen Kontrollen kooperiere man mit Organisationen, die Zertifikate ausstellen wie das BSCI. Untersucht würden Sozialstandards, Sicherheitsfragen, aber auch die Ökobilanz. „Wir stellen uns der Verantwortung, obwohl wir dort nicht Arbeitgeber, sondern nur Auftraggeber sind.“ Gerd Oliver Seidensticker, German-Fashion-Präsident, der oft in Bangladesch war, erklärt, dass die Arbeitsbedingungen dort sehr unterschiedlich seien. Einige Fabriken seien vorbildlich. Insgesamt stiegen die Standards zunehmend.
Seidensticker sieht deshalb ein Ende des „Preisnomadentums“. Auch Firmen im „Extrempreissegment“ wie Kik oder Primark könnten nicht noch günstiger werden. „Die Preise für Bekleidung werden teurer werden, weil man überall Standards fordert.“