Lichtblick am US-Jobmarkt: „Hoffnungsvolle Zeichen“
Washington (dpa) - Amerikas bislang blutarmer Aufschwung zeigt wieder stärker Puls: US-Notenbankchef Ben Bernanke sieht Licht am Ende des Konjunkturtunnels und sprach vor dem US-Kongress von „hoffnungsvollen Zeichen“.
An der düsteren Jobfront scheint sich zugleich die Lage zumindest schrittweise aufzuhellen: Die Arbeitslosenquote fiel im Dezember von 9,8 Prozent im Vormonat merklich auf 9,4 Prozent - und damit auf den niedrigsten Stand seit Mai 2009. Mit 103 000 neuen Stellen kamen allerdings weniger Arbeitsplätze hinzu als von Experten erwartet, die mit einem Plus von um die 150 0000 neuen Jobs gerechnet hatten.
Die Kauflaune von Verbrauchern und Firmen wird indes Bernanke zufolge offenbar immer klarer von einer selbsttragenden Erholung erfasst. Das ist besonders in den USA wichtig, wo 70 Prozent der Wirtschaftsleistung allein vom privaten Verbrauch abhängt. Das Tempo des Aufschwungs werde in diesem Jahr wohl moderat höher ausfallen als 2010. Jüngste Daten zu Produktion und Ausgabebereitschaft seien „im Allgemeinen ermutigend“, meinte der Zentralbankchef.
Nach wie vor besorgt zeigte sich der mächtigste Notenbanker der Welt jedoch mit Blick auf den Arbeitsmarkt. Die Lage dort habe sich „bestenfalls bescheiden“ verbessert, bemängelte der Chef der Federal Reserve. Der Zuwachs von im Durchschnitt rund 100 000 Stellen pro Monat im vergangen Jahr sei nicht ausreichend, um die Arbeitslosenquote deutlich zu senken. Er wiederholte seine Einschätzung, dass es voraussichtlich vier bis fünf Jahre dauern werde, bis sich die Lage am Jobmarkt normalisiere. In zwei Jahren werde die Arbeitslosigkeit wohl noch bei um die acht Prozent liegen.
Mark Zandi, Chefökonom des Wirtschaftsinstituts Moody's Analytics, wertete die Dezember-Daten derweil positiv, auch wenn sie hinter den Erwartungen zurück blieben. Alle Voraussetzungen für einen kräftigeren Stellenzuwachs in den nächsten Monaten seien vorhanden, sagte er dem US-Wirtschaftssender CNBC nach Vorlage der Zahlen. Im Frühjahr oder Sommer könnte ein monatliches Plus von 200 000 oder sogar 300 000 neuen Arbeitsplätzen durchaus drin sein. Deutsche-Bank-Analyst Torsten Slok sprach von mit Blick auf die niedrigere Quote von einer „wichtigen Entwicklung“.
Der Zuwachs an Stellen müsse doppelt so stark ausfallen wie im Dezember, um die Arbeitslosenquote weiterhin nach unten zu drücken, meldete indes die Fachagentur Bloomberg. Laut US-Arbeitsministerium schufen im Dezember vor allem die Freizeit- und Gastronomiebranche sowie der Gesundheitssektor neue Jobs. In allen anderen großen Wirtschaftszweigen sei die Lage kaum verändert gewesen. Für November korrigierten die Arbeitsmarkt-Statistiker derweil die Zahl der hinzugewonnenen Stellen kräftig von 39 000 auf 71 000 nach oben.
Notenbankchef Bernanke erneuerte vor dem Haushaltsausschuss des Senats seine Warnung, angesichts des gigantischen US-Schuldenbergs untätig zu bleiben. „Es ist aller Welt klar, dass sich die Bundesregierung auf einem haushaltspolitischen Pfad bewegt, der unhaltbar ist“, sagte der Fed-Chef. Die Nation habe zu wenig unternommen, „dieser entscheidenden Bedrohung unserer Wirtschaft zu begegnen“. Untätigkeit sei keine Option, die sich in alle Ewigkeit fortsetzen lasse.