Kreise: Sparkassen übernehmen Dekabank komplett

Frankfurt/Main/Berlin (dpa) - Die deutschen Sparkassen werden ihren Fondsanbieter Dekabank nach Informationen aus Finanzkreisen komplett übernehmen.

Eine Verhandlungskommission unter Führung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DGSV) habe sich mit den Landesbanken grundsätzlich auf deren Ausstieg geeinigt, bestätigten Kreise entsprechende Berichte der „Financial Times Deutschland“ und des „Handelsblatts“ (Freitag). In diesem Zusammenhang hat der Bund auch eine Lösung für die WestLB angemahnt.

Die Landesbanken halten derzeit die Hälfte der Anteile an dem Frankfurter Institut. Die meisten wollen seit langem aus der Dekabank aussteigen, andere müssen wegen EU-Auflagen ihren Anteil verkaufen, etwa die WestLB. Der Ausstieg bringt ihnen insgesamt 2,3 Milliarden Euro ein und sorgt für Entlastung für die zum Teil angespannte Lage beim Eigenkapital. Die Dekabank wird mit etwa 4,6 Milliarden Euro bewertet.

Die Konsolidierung der Deka-Bank im Sparkassensektor sei zwar zu begrüßen. Aber eine isolierte Lösung nur für die Deka sei nicht ausreichend, verlautete am Freitag aus Regierungskreisen in Berlin. Es gehe auch um die Zukunft der WestLB. Der Gesamtverbund der Sparkassen sollte sich an einer Fortführung der WestLB beteiligen.

1,3 Milliarden Euro sollen die Sparkassen bei der Übernahme aufbringen, die Deka-Bank steuert selbst aus ihren Kapitalreserven eine Milliarde Euro bei. Angesichts der soliden Kapitalbasis der Dekabank mit einer Kernkapitalquote von zuletzt 12,0 Prozent ist dies nach Überzeugung aus Finanzkreisen problemlos zu stemmen.

Der DSGV wollte die Informationen nicht bestätigen. Ein Sprecher sagte: „Die Gespräche bezüglich der Übernahme der Dekabank-Anteile der Landesbanken durch die Sparkassen sind auf einem sehr guten Weg.“ Um die neue Eignerstruktur wird seit Jahren gerungen.

Die Sparkassen besitzen bereits die Landesbank Berlin (LBB) und würden mit dem Fondsanbieter alleiniger Eigentümer eines weiteren großen Geldinstituts. Die Regionalverbände der Sparkassen müssen das Geschäft noch absegnen.

Das dürfte aber reine Formsache sein: Zum einen liebäugeln die Sparkassen seit Jahren damit, die Mehrheit an dem Fondsdienstleister zu übernehmen. Zum anderen gilt der erforderliche Betrag von 1,3 Milliarden Euro als machbar - und angesichts der wirtschaftlichen Stärke des Fondsdienstleisters als vertretbar. Fraglich ist lediglich, ob alle Verbände mitziehen. Der Regionalverband Bayern gilt als Wackelkandidat.

DSGV-Präsident Heinrich Haasis hatte schon im August 2010 gesagt, er erwarte bis Februar/März 2011 eine Einigung über die künftige Eigentümerstruktur der Dekabank. Nun wird mit der endgültigen Entscheidung im ersten Quartal des laufenden Jahres gerechnet. In Sparkassenkreisen wurde die Grundsatzentscheidung am Freitag begrüßt: „Wenn Sparkassen und Dekabank noch enger zusammenrücken, kann das kein Fehler sein.“

Die Dekabank ist derzeit gut im Geschäft. Nach den ersten neun Monaten 2010 hatte sie bereits ihr Rekordergebnis des gesamten Vorjahres übertroffen. Bis Ende September 2010 schnellte das wirtschaftliche Ergebnis auf 677,9 (Vorjahreszeitraum 502,5) Millionen Euro in die Höhe.

Gemeinsam mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) wird der Fondsdienstleister auch immer wieder als möglicher Partner der WestLB ins Spiel gebracht, deren Zukunft bisher völlig offen ist. Der Bund ist über den staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin bei der WestLB involviert. Der Soffin müsste zustimmen, wenn die WestLB ihren Anteil an der Dekabank abgibt. Der Bund pocht seit Jahren erfolglos auf Zusammenschlüsse der öffentlich-rechtlichen Landesbanken.