Lufthansa erwartet harte Zeiten - und mehr Gewinn
Frankfurt/Main (dpa) - Die Lufthansa will ihren Höhenflug 2011 ungeachtet der hohen Ölpreise und der Krisen in Nordafrika und Asien fortsetzen. Nach ihrem Milliardengewinn 2010 stellt sich Europas größte Fluggesellschaft allerdings auf harte Zeiten ein.
„Das Jahr 2011 wird kein Spaziergang“, sagte der neue Vorstandschef Christoph Franz am Donnerstag in Frankfurt. Die Lufthansa werde Umsatz und operativen Gewinn im laufenden und im kommenden Jahr weiter steigern. Franz schränkte allerdings ein: „Der Wind im Wettbewerb auf Europastrecken und Langstrecken nach Asien und Afrika wird rauer. Und auch vor den Auswirkungen politischer Unruhen, Terroranschlägen oder Umweltkatastrophen sind wir nicht gefeit.“
Ob sich das Atomunglück in Japan negativ auf das Geschäft auswirken wird, sei derzeit noch nicht absehbar. Bislang wollten zwar viele Europäer das Land verlassen, andererseits flögen aber auch viele Japaner zu ihren Familien nach Hause, sagte Franz. Die Kranichlinie habe reagiert und führe alle Tokio-Flüge aus Frankfurt und München nun via Seoul nach Osaka und Nagoya aus. „Das müsste reichen, um auch bei einer Verschlechterung der Situation in Japan den Flugbetrieb aufrecht erhalten zu können. Aber sag niemals nie, wir wissen nicht, was sich entwickelt.“ Die Lufthansa macht etwa vier bis fünf Prozent ihres Konzernumsatzes mit Japan-Flügen.
2010 steigerte der Dax-Konzern seinen Umsatz um 23 Prozent auf 27,3 Milliarden Euro. „Dazu hat natürlich auch beigetragen, dass (die Konzerntöchter) Austrian Airlines und BMI erstmals ganzjährig einbezogen wurden“, sagte Finanzvorstand Stephan Gemkow: „Klare Treiber waren die Verkehrserlöse aus dem Passagier- und Frachtgeschäft, die um 26,5 Prozent anstiegen.“ Zudem seien die Kosten weiter gesenkt worden.
Der operative Gewinn kletterte 2010 von 130 Millionen auf 876 Millionen Euro - trotz des Wintereinbruchs zum Jahresende und tagelanger Flugausfälle wegen der Vulkanasche aus Island. Unter dem Strich stand wegen einer finanziellen Umstrukturierung der Catering-Sparte LSG Sky Chefs und eines daraus folgenden Steuereffekts ein Überschuss von 1,1 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 60 Cent je Aktie erhalten.
Nach den Angaben trugen alle Geschäftsbereiche zum Erfolg bei. Im „Geschäftsfeld Passage“ flog die Hauptmarke Lufthansa einen operativen Gewinn von 382 Millionen Euro ein, die Swiss verdreifachte ihr Ergebnis auf 298 Millionen Euro. Hingegen blieben Austrian Airlines (AUA) und British Midland (BMI) in den roten Zahlen. Die AUA soll die Gewinnschwelle 2011 schaffen, bei der BMI verschob Gemkow diese Aussicht von 2012 auf „mittelfristig“.
Der Billigflieger Germanwings geriet wegen des Pilotenstreiks und der Luftraumsperre in die Verlustzone. Die Marke habe ihren Wachstumskurs zwar fortgesetzt, aber dennoch ein negatives operatives Ergebnis von 39 Millionen Euro erzielt, sagte Franz.
Im laufenden Jahr sollen sowohl das Passagiergeschäft als auch andere Bereiche mehr verdienen als 2010. Einzig die Frachtsparte Lufthansa Cargo dürfte ihren operativen Rekordgewinn von 310 Millionen Euro nicht wiederholen.
Lauthals wetterte Franz gegen die Politik in Berlin und Brüssel. Man habe das Gefühl, vom Finanzamt zum Geldeinsammeln missbraucht zu werden. Allein die deutsche Luftverkehrssteuer werde europäische Fluggesellschaften und ihre Fluggäste empfindlich treffen.
Die Lufthansa rechnet angesichts der hohen Ölpreise und des ausgebauten Flugangebots für 2011 mit einer deutlich höheren Kerosinrechnung. Im Vergleich zu 2010 dürften die Treibstoffkosten um 31 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro steigen, sagte Gemkow. Bereits 2010 sei der Ölpreis um fast 28 Prozent nach oben geklettert.
Die Gruppe erwartet im Geschäftsjahr 2011 sowohl höhere Erlöse als auch ein besseres operatives Ergebnis. Dies werde sich auch im Konzernergebnis widerspiegeln. Aktuell geht Franz auch für 2012 von einer positiven Entwicklung von Umsatz und Ergebnis aus.
Grund für den positiven Ausblick trotz der Unwägbarkeiten sind vor allem die erfreulichen konjunkturellen Aussichten. So solle die Zahl der Flugreisenden bis 2014 um jährlich 5,9 Prozent steigen, die Fracht wird demnach um jährlich 6,4 Prozent zulegen. „Der Luftverkehr ist und bleibt eine Wachstumsindustrie - wobei das Wachstum im Besonderen auf der starken Nachfrage in China basiert“, sagte Franz.
Genaue Zielvorgaben machte der Lufthansa-Vorstand allerdings nicht: „Die Auswirkungen der Katastrophe in Japan gehören, ebenso wie die Unruhen in Afrika, auf die Liste der Unwägbarkeiten für 2011.“