Lufthansa-Piloten zum Streik bereit

Frankfurt/Main (dpa) - Fluggäste der Lufthansa müssen sich in den kommenden Wochen auf Streiks einrichten.

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Die Piloten der Kernmarke Lufthansa sowie der Töchter Lufthansa Cargo und Germanwings stimmten mit klarer Mehrheit für einen Arbeitskampf, wie die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Freitag berichtete.

Lufthansa müsse ab sofort jederzeit mit einem Ausstand rechnen, den man aus Rücksicht auf die Passagiere 48 Stunden vor Beginn ankündigen werde, erklärte VC-Tarifexpertin Ilona Ritter am Frankfurter Flughafen.

Den starken privaten Reiseverkehr zu den Osterferien, der am 11. April einsetzt, wollten die Piloten verschonen, sofern Lufthansa nicht „extrem aggressiv“ reagiere. „Termine kann man verschieben, Ferien nicht“, begründete VC-Sprecher Jörg Handwerg die Ausnahme.

Die rund 5400 Piloten der Lufthansa-Passagesparte kämpfen für höhere Gehälter und insbesondere für den Fortbestand ihrer bisherigen Übergangsrenten. Diese Zahlungen ermöglichten es den Kapitänen bislang, bereits ab einem Alter von 55 Jahren mit bis zu 60 Prozent ihrer Grundbezüge in die gesetzliche Rente überzugehen.

Im Schnitt schieden sie zuletzt mit knapp 59 Jahren aus dem Dienst, wie VC und Lufthansa übereinstimmend schildern. Lufthansa hat die Vereinbarung aber zum Jahresende 2013 einseitig gekündigt, weil ihre Verkehrspiloten nach einem EuGH-Urteil inzwischen bis zum Alter von 65 Jahren fliegen dürfen und nicht mehr wie bis 2011 spätestens mit 60 Schluss machen müssen.

„Nach unseren Vorstellungen soll allen fliegenden Mitarbeitern auch in Zukunft ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben ermöglicht werden“, hatte Lufthansa-Arbeitsdirektorin Bettina Volkens in dieser Woche an die Piloten und die gleichermaßen betroffenen Flugbegleiter geschrieben.

Allerdings müsse das Eintrittsalter in die vom Arbeitgeber finanzierte Übergangsversorgung angehoben werden. Mitarbeiter, die zum Jahresende schon an Bord waren, sollten keine Nachteile auf bereits erworbene Rechte befürchten müssen.

Ein Unternehmenssprecher forderte die Piloten auf, zu diesem Thema an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Ein neues Gehaltsangebot oder die von der VC verlangte Anerkennung, dass die Übergangsversorgung bis zu einer Neuregelung weiter gelte, sei aber nicht geplant. Lufthansa bezahlt derzeit neue Übergangsrenten nur auf freiwilliger Basis.

Die Kündigung der Übergangsversorgung zum Jahresende 2013 ist das wichtigste Motiv der Piloten für den Streik, für den es noch keinen festen Termin gibt. „Der Beruf ist über die Jahre sehr anstrengend. Wir wollen weiterhin selbst entscheiden können, wann es genug ist“, erklärte der Sprecher der VC-Tarifkommission, Thomas von Sturm.

Die Gewerkschaft betonte erneut, dass sie das harte Sparprogramm unter dem Titel „Score“ bei der Lufthansa für überzogen hält. Die Führung einschließlich des designierten neuen Vorstandschefs Carsten Spohr stehe so unter Druck, dass sie nicht mehr in der Lage sei, vernünftige Tarifkompromisse abzuschließen, meinte Sturm.

„Wir sind nicht bereit, unsere Übergangsversorgung für eine höhere Rendite zu opfern.“ Dem Unternehmen wolle die Gewerkschaft eine letzte Chance auf eine Reaktion einräumen: „Die muss unverzüglich erfolgen.“

Betroffen von den Streiks wären die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings. Die Konzerntöchter Swiss und Austrian Airlines haben hingegen eigene Tarifverträge und würden von einem Ausstand bei der Lufthansa nicht getroffen.

Den Piloten waren in den vergangenen sechs Wochen zwei getrennte Urabstimmungen vorgelegt worden. In der Abstimmung zur Vergütung votierten nach VC-Angaben 97,2 Prozent für den Arbeitskampf. Die Tarifverhandlungen laufen bereits seit rund zwei Jahren ergebnislos. Die VC verlangt inzwischen ein Plus von 10 Prozent, das sich über die Zeit aufaddiert hat. Lufthansa bietet hingegen erfolgsabhängige Einmalzahlungen und eine Tabellenerhöhung um 3 Prozent im Jahr 2016.

Ende 2013 waren die Verhandlungen noch komplizierter geworden, weil Lufthansa einseitig die Betriebsrenten sowie die Übergangsversorgung gekündigt hatte. In der Urabstimmung zur Übergangsversorgung entschieden sich nun sogar 99,1 Prozent der Piloten für einen Streik.