Lufthansa-Spitze in der Kritik - Zweifel an Mayrhuber
Frankfurt/Main (dpa) - Angesichts der Spekulationen um den Sparkurs der Lufthansa hat die Flugbegleitergewerkschaft UFO schwere Vorwürfe gegen das Management der Airline erhoben.
„Die Belegschaft und die Öffentlichkeit werden massiv verunsichert“, kritisierte die Gewerkschaft in Mörfelden-Walldorf die Kommunikationsstrategie des Dax-Konzerns, der einzelne Maßnahmen seines Sparprogramms nur scheibchenweise mitteile: „Dabei entsteht aus Gewerkschaftssicht zu viel Raum für Spekulationen.“
Ein Grund für die „wenig abgestimmten“ Sparpläne seien strategische Fehler des Managements, für die jetzt die Mitarbeiter bezahlen sollten. „Denn die Billigflieger wurden jahrelang einfach ignoriert“, erklärte die Kabinengewerkschaft. Stattdessen habe das Management wilde Zukäufe getätigt, die sich teilweise als Millionengräber entpuppt hätten. Allein die britische BMI habe die Bilanz der Lufthansa im Jahr 2011 mit 330 Millionen Euro belastet.
Zudem habe es jahrelang keine angemessene Antwort auf die Konkurrenz aus dem Mittleren Osten wie Ethihad oder Emirates gegeben. Stattdessen habe die Lufthansa den Preiskampf mit reduziertem Service und weniger Platz aufgenommen, kritisierte Ufo: „Es wurde einfach hochpreisig weitergewurschtelt.“ Doch „einfach billig“ könnten andere besser. Aus Sicht der Gewerkschaft muss die Lufthansa weiter auf ihre Alleinstellungsmerkmale wie Qualität, Sicherheit und Image setzen.
Die Lufthansa steht wegen hoher Kerosinpreise und starker Konkurrenz vor tiefen Einschnitten. Bis 2015 soll das Ergebnis gegenüber 2011 um 1,5 Milliarden Euro verbessert werden.
Im Aufsichtsrat des DAX-Konzerns wächst nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ der Widerstand gegen den früheren Airline-Chef Wolfgang Mayrhuber. Er soll nach den Vorstellungen des aktuellen Chefkontrolleurs Jürgen Weber im kommenden Jahr als neuer Aufsichtsratschef vorgeschlagen werden. Das Magazin zitiert mehrere Mitglieder des Kontrollgremiums, die einen scharfen Gegensatz zwischen dem aktuellen Sparkurs und der Linie Mayrhubers bis zu seinem Abschied als Lufthansa-Chef zum Jahresende 2010 sehen.
Mayrhubers Nachfolger Christoph Franz trimmt Europas größte Fluggesellschaft gerade massiv auf einen Sparkurs und legt nach Überzeugung von Kritikern Fehler seines Vorgängers bloß, dessen Glaubwürdigkeit massiv in Frage gestellt sei. „Die Jungs machen Kleinholz aus seinem Vermächtnis“, sagte ein Aufsichtsrat dem Spiegel. „Deshalb fände ich es besser, wenn der neue Aufsichtsratschef von außen kommt.“ Ein anderes Mitglied wird zitiert: „Was wir gerade erleben, ist die Abkehr von der Mayrhuber-Doktrin.“
Weber ließ am Sonntag über einen Sprecher mitteilen, dass ihm solche Äußerungen von Aufsichtsräten nicht bekannt seien. Es bleibe bei der besprochenen Vorgehensweise in Sachen Nachfolge mit Wolfgang Mayrhuber. Weber hatte sich bereits mehrfach öffentlich dafür ausgesprochen, dass Mayrhuber ihm nachfolgt.