Lustreise-Skandal beschäftigt Staatsanwälte
Hamburg/Düsseldorf (dpa) - Die Lustreise von Top-Vertretern der Ergo-Tochter Hamburg-Mannheimer nach Budapest beschäftigt Jahre später gleich mehrfach die Justiz. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei frühere Manager der Hamburg-Mannheimer.
Die Ergo-Tochter, die inzwischen den Holdingnamen trägt, hatte die umstrittene Reise nach Budapest bezahlt. Bei der Strafanzeige gehe es um den Vorwurf der Untreue zum Nachteil des Unternehmens, bestätigte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers am Mittwoch. Die „Rheinische Post“ hatte zuerst über die Anzeige von Ergo berichtet.
Schon im Juni hatte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bestätigt, dass Ergo eine Strafanzeige wegen versuchter Erpressung erstattet hat. Laut Medienberichten richtet sich diese Anzeige gegen zwei Rechtsanwälte und einen Geschäftsmann.
Hintergrund des Bekanntwerdens der Lustreise von 2007 und fehlerhafter Riester-Verträge von 2005 soll Medienberichten zufolge ein millionenschwerer Streit über Abfindungen früherer Versicherungsvertreter sein. Die Entscheidung, ob förmliche Ermittlungen aufgenommen werden, stehe noch aus, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf der dpa.
„Hintergrund der Veröffentlichungen ist eine Auseinandersetzung, die wir mit ehemaligen HMI-Vermittlern führen“, sagte Ergo- Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard in einem Gespräch mit dem „manager magazin“. Dabei gehe es um Abfindungsforderungen im dreistelligen Millionenbereich, „die wir in dieser Höhe für unberechtigt halten“.
„Der Vorstandsvorsitzende einer Aktiengesellschaft kann nicht einfach jeden Preis bezahlen, um in Ruhe gelassen zu werden“, sagte von Bomhard dem Magazin auf die Frage, ob es für Unternehmen und Aktionäre nicht günstiger gewesen wäre, sich mit der Gegenseite im Stillen zu einigen. Das wäre in einer solchen Auseinandersetzung auch ein völlig falsches Signal.
Die Ergo Versicherungsgruppe wollte sich nicht zu Details der Strafanzeigen äußern. „Wir haben der Staatsanwaltschaft Sachverhalte zur Prüfung übergeben“, sagte ein Ergo-Sprecher. Nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft war auch die Anzeige, die den Vorwurf der Untreue erhebt, von Ergo in Düsseldorf gestellt worden. Wegen der örtlichen Zuständigkeit sei sie dann von der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft nach Hamburg weitergereicht worden, dem Firmensitz der früher unter dem Namen Hamburg-Mannheimer bekannten Ergo-Tochter.
Nach den Enthüllungen über den Sex-Skandal war die Ergo- Versicherungsgruppe in den vergangenen Monaten in die Schusslinie geraten. Im Juni 2007 hatte der Strukturvertrieb der Hamburg-Mannheimer in Budapest eine Sex-Orgie mit rund 20 Prostituierten für seine 100 besten Vertreter organisiert. Der Sex-Skandal hatte in der Versicherungsbranche für Verstimmung gesorgt. Als Konsequenz hat Ergo die Verhaltensregeln für Mitarbeiter und selbstständige Handelsvertreter verschärft.