Luxusreisen-Vorwurf: ThyssenKrupp-Vorstand Claassen lässt Aufgaben ruhen
Essen (dpa). ThyssenKrupp-Vorstand Jürgen Claassen (54) hat den Aufsichtsrat gebeten, ihn „bis auf weiteres“ von seinen Aufgaben zu entbinden. Das teilte ein Unternehmenssprecher am Samstag mit.
Er wolle mit diesem Schritt „angesichts der derzeitigen öffentlichen Berichterstattung“ Schaden vom Unternehmen fernhalten, so Claassen laut Mitteilung. Der Aufsichtsrat werde sich am 10. Dezember mit der Angelegenheit beschäftigen. Bis dahin sollen die Claassen unterstellten Ressorts direkt an den Vorstandsvorsitzenden Heinrich Hiesinger berichten.
Claassen war wegen teurer Reiseeinladungen an Journalisten und Dienstreisen mit angeblichem Urlaubscharakter ins Visier der Justiz geraten. Die Staatsanwaltschaft Essen prüft die Aufnahme von Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue. Das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt hatte nach der Auswertung von Presseberichten um Ermittlungen gebeten.
Der Stahl-Manager soll Journalisten zu teuren Informationsreisen mit First-Class-Flügen, Übernachtungen in Luxushotels und aufwendigem Freizeitprogramm eingeladen haben. ThyssenKrupp hatte mitgeteilt, das Unternehmen habe eine umfassende interne Prüfung eingeleitet und dazu auch externe Experten hinzugezogen.
In der vergangenen Woche hatte ThyssenKrupp den Vorwurf zurückgewiesen, Claassen habe bei der Reise zur Eröffnung eines Stahlwerks in den USA dienstliche und private Teile vermischt. Alle privaten Anteile der Reise seien auch privat gezahlt worden.
Die „Welt am Sonntag“ widersprach am Sonntag dieser Darstellung: Claassen habe die Kosten für die Flüge und die 260-Quadratmeter-Suite in Miami „komplett in Rechnung gestellt“, obwohl er die Suite mit seiner Familie bewohnt habe. Claassen war erst Anfang 2011 in den sechsköpfigen Vorstand berufen worden. Sein Vertrag läuft noch bis Januar 2016.