Madeleine Schickedanz: Karstadt-Quelle war ihr Schicksal

Die Quelle-Erbin verlor ihr Milliardenvermögen nach der Arcandor-Pleite. Am Sonntag wird sie 70 Jahre alt.

Fürth. Geboren während des Kriegs in einem Luftschutzbunker, ein Leben als eine der reichsten Frauen Deutschlands und im Alter der Verlust fast des gesamten Vermögens: Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz blickt an ihrem 70. Geburtstag am Sonntag auf ein bewegtes Leben zurück. Und die Gegenwart ist nicht minder aufregend. In einem der größten Schadenersatzprozesse der deutschen Justizgeschichte versucht sie, ihr Vermögen zurückzugewinnen. Streitwert: 1,9 Milliarden Euro.

Jahrzehntelang hat die Tochter des Quelle-Gründers Gustav Schickedanz und seiner zweiten Frau Grete ein Leben geführt, wie es „Normalbürger“ wohl nur aus Kinofilmen kennen. Drei Ehen. Mitglied des Jet Set — mit Villen in St. Moritz und Spanien sowie einem herrschaftlichen Anwesen im fränkischen Hersbruck. „Forbes“ zählte Madeleine Schickedanz noch 2007 zu den reichsten Deutschen. Mit einem Vermögen von knapp 3,9 Milliarden Euro rangierte sie auf Platz 16 der Superreichen.

Doch zu diesem Zeitpunkt waren die Weichen schon gestellt für das folgende Drama. Denn Madeleine Schickedanz hatte den größten Teil ihres Vermögens in den Handelsriesen Karstadt-Quelle und dem daraus hervorgegangenen Arcandor-Konzern investiert. Ja, sie hatte den Aktienkauf teilweise sogar mit Krediten finanziert. Als das Unternehmen 2009 in die Pleite schlitterte, verlor sie Milliarden.

Was die Quelle-Erbin dazu veranlasste, sich so stark bei dem kriselnden Konzern zu engagieren, darüber wird gerätselt. War es die Verbundenheit mit dem väterlichen Erbe, hörte sie auf falsche Berater oder hoffte sie, mit der Filetierung von Arcandor viel Geld zu verdienen? Eine Antwort darauf gibt es nicht. Ihr Vater Gustav Schickedanz soll gesagt haben: „Madeleine hat kein richtiges Verhältnis zum Geld.“

Unbekannt ist, wie viel die Ex-Milliardärin heute besitzt. Es gibt Schätzungen, nach denen sie über 400 Millionen Euro verfügt. Und es gibt ihre Darstellung: „Wenn die Rettung von Arcandor scheitert und die Banken die Kredite fällig stellen, verliere ich alles — Häuser, Aktien, Beteiligungen an anderen Firmen.“

Noch versucht Schickedanz, von ihrem Erbe so viel zu retten wie möglich. Vor dem Kölner Landgericht hat sie ihre frühere Hausbank Sal. Oppenheim sowie den Immobilienunternehmer Josef Esch auf 1,9 Milliarden Euro verklagt. Sie wirft ihnen vor, ihr Vermögen gegen ihren Willen riskant angelegt zu haben.