Maschinenbau im Plus

Frankfurt/Main (dpa) - Die deutschen Maschinenbauer bekommen die schwache Konjunktur in den kriselnden Euroländern immer mehr zu spüren. Im Juli lagen die Bestellungen aus den Partnerländern des Euroraums rund vier Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

Insgesamt lief es bei der deutschen Schlüsselindustrie aber wieder besser als zuletzt. Die Order lagen real neun Prozent höher als vor einem Jahr, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Mittwoch in Frankfurt berichtete.

Nach dem schwachen Juni mit einem Plus von nur einem Prozent bei den Ordereingängen sei der wieder höhere Juli-Wert beruhigend, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers: „Nach Stand heute war der Juni ein Ausreißer nach unten.“ Insgesamt habe sich nun aber das bereits in den Vormonaten absehbare vorläufige Ende des stürmischen Wachstums bestätigt. Bis einschließlich Mai waren die Bestellungen noch deutlich im zweistelligen Bereich gestiegen.

Im weniger von Schwankungen durch einzelne Großaufträge beeinflussten Dreimonatsvergleich (Mai bis Juli 2011) lag das Plus zum Vorjahr bei zehn Prozent. Die Inlandsaufträge bei den mehr als 3000 vor allem mittelständischen Betrieben legten um sieben Prozent zu, die Auslandsaufträge um elf Prozent.

Im Juli verschob sich dieses Bild, das Inlandsplus lag klar über dem Zuwachs an Bestellungen aus dem Ausland, wie Wiechers betonte: „Wir hatten ein Plus von 20 Prozent im Inland. Hier haben Großaufträge geholfen, aber auch eine gute Nachfrage zum Beispiel nach Werkstoffmaschinen oder nach Holzverarbeitungsmaschinen.“

Im Ausland lag das Plus hingegen nur bei drei Prozent: „Hier drückt der Auftragseingang aus den Europartnerländern. Offenbar zeigen sich erste Ergebnisse der gedrückten Stimmung.“ Da die Konjunktur in einigen Euroländern nicht in Fahrt komme, werde dort immer weniger investiert. „An den Exportzahlen sind die Spätfolgen der Krisenbewältigung seit 2008 zu sehen“, betonte Wiechers. Denn nach riesigen Konjunkturpaketen müssen die Länder nun gewaltig sparen und Steuern erhöhen. Das trübt die Stimmung.

Zu einer Katastrophe sei es im Juli aber nicht gekommen, sagte Wiechers. Allerdings sei die Branche damals auch noch nicht von den Turbulenzen an den Finanzmärkten betroffen: Der kräftige Kursrutsch setzte erst im August ein.

Die Partnerländer des Euroraums sind ein wichtiger Markt für die exportorientierte Schlüsselindustrie, die mehr als 70 Prozent ihres Umsatzes im Ausland macht: 2010 ging mehr als ein Viertel (26 Prozent) der ausgeführten Maschinen und Anlagen in die Eurozone.

Noch bleibt der Verband aber bei seiner bisherigen Prognose, wonach die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau in diesem Jahr um 14 Prozent zulegen und 20 000 Jobs entstehen sollen. Ende Juni waren 923 000 Menschen in der Schlüsselindustrie beschäftigt, 10 000 mehr als Ende 2010. Bis zum Jahresende 2011 sollen es 933 000 sein. Damit liegt der Stellenaufbau in der Branche zur Jahresmitte im Plan.