Mehdorn drückt aufs Tempo
Seit 100 Tagen versucht der 70-Jährige, den Berliner Flughafen in den Griff zu bekommen.
Schönefeld. Hartmut Mehdorns Hände dürfen nicht ruhen. Wenn er vom neuen Hauptstadtflughafen spricht, dann führen seine Hände einen nervösen Tanz auf. Er faltet, knetet, klopft auf den Tisch, ballt die Fäuste. Oft zappeln die Füße unterm Stuhl, dann vibriert der ganze Körper. So wie alle um ihn herum.
Ob Platzeck, Wowereit oder Ramsauer — in nur 100 Tagen an der Spitze der staatlichen Flughafengesellschaft hat Mehdorn sie alle schon ins Schwitzen gebracht. Nach einem Jahr Stillstand in Schönefeld drückt der knorrige 70-Jährige aufs Tempo. Der Manager wirbelt viel Staub auf, wenn er ein Tabu nach dem anderen umstößt: die Schließung des Flughafens Tegel — auf den Prüfstand. Die Pläne für den Umzug von Tegel und dem alten Flughafen Schönefeld zum Neubau in einer Nacht — in den Papierkorb. Die vor einem Jahr fortgejagten Architekten aus dem Büro Gerkan — zurück auf die Baustelle. Den Schallschutz für die Anwohner — unbedingt lockern.
Nur bei seinem Plan, den Flughafen Schritt für Schritt in Betrieb zu nehmen, weiß Mehdorn alle Eigentümer hinter sich, den Bund, Berlin und Brandenburg. Sonst hat er immer einen von ihnen gegen sich. Doch Widerstand hat der Manager nie gescheut.
„Sie haben mich geholt, jetzt müssen sie mich auch aushalten“, drohte Mehdorn bei seiner Vorstellung im März. Dazu lächelte der Aufsichtsratschef, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Jetzt muss er Streit schlichten. Der Neue hat sich mit Technikchef Horst Amann überworfen, der noch immer nach Baufehlern sucht.
Mehdorns Ziel ist der schnelle Start, Amann mit seinen Mängellisten betreibt ihm zu viel „Ahnenforschung“. „Diejenigen, die mir dabei im Weg stehen, denen sage ich das.“ Der Flughafen sei fertig, betont Mehdorn. Es fehlten nur die letzten drei Prozent der Funktionalität. In die Karten lässt er sich nicht blicken: Seit einem halben Jahr durfte niemand mit Kamera oder Notizblock ins Terminal.
Auf einen Eröffnungstermin will der 70-Jährige sich im Herbst festlegen. Er weiß, dass er mit dem Termin nicht daneben liegen darf — auch wenn er einen Dreijahresvertrag hat. Er wirbt: „Der BER wird für Berlin, für Deutschland, insgesamt eine sehr schöne Sache.“