Mehr freie Stellen denn je im August- 2,8 Millionen ohne Job
Nürnberg (dpa) - Selten waren die Chancen für Jobsucher so gut wie im August - in dem Monat gab es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) so viele freie Stellen wie nie zuvor.
Nach einem erneuten Anstieg sei die Zahl der unbesetzten Jobs zum Spätsommer auf ein Allzeithoch geklettert, berichtete die Bundesagentur am Montag in Nürnberg. Die Bundesbehörde führt das große Stellenangebot vor allem auf die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland zurück.
Der monatlich von der BA errechnete Stellenindex BA-X lag im August bei 194 Punkten - noch einmal zwei Punkte höher als im Juli. Die Arbeitskräftenachfrage hat damit das Niveau der Boomjahre 2011 und 2012 deutlich übertroffen. Die absolute Zahl der offenen Stellen will die Bundesagentur am Dienstag mit den August-Arbeitslosenzahlen veröffentlichen.
Neue Stellen entstehen der BA zufolge vor allem in Dienstleistungsbranchen. 10 Prozent der bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen entfielen auf den Handel, 9 Prozent auf das Gesundheits- und Sozialwesen. Aber auch die Industrie, vor allem aber Unternehmensdienstleister wie Bewachungsfirmen, Werbeagenturen, Unternehmens- und Rechtsberater sowie Architekten profitierten von der aktuell guten Lage.
Für den August gehen von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) befragte Volkswirte von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um etwa 30 000 auf rund 2,8 Millionen aus. Der Anstieg habe fast ausschließlich saisonale Gründe. So meldeten sich zum Spätsommer viele junge Leute nach ihrer Lehre arbeitslos, weil sie nicht sofort eine Stelle gefunden hätten. Auch Werksferien in größeren Betrieben führten dazu, dass Neueinstellungen auf die Zeit nach der Sommerpause verschoben würden. Ohne die Saisoneffekte hätte es im August einen Stillstand auf dem Arbeitsmarkt gegeben.
Trotz der aktuell noch guten Lage rechnen viele Unternehmen nach Einschätzung von Volkswirten in der zweiten Jahreshälfte 2015 mit einer Abschwächung auf dem Arbeitsmarkt. Gründe dafür seien neben der wachsenden Verunsicherung vieler Unternehmen wegen der globalen Krisen auch der am Jahresanfang eingeführte Mindestlohn.
„Wir wollen die Lage nicht dramatisieren. Aber wir sind recht zurückhaltend, was die Arbeitslosenentwicklung in den kommenden Monaten angeht“, sagte Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank. Der von ihm im Jahresschnitt 2015 erwartete Rückgang der Arbeitslosigkeit um rund 100 000 auf rund 2,78 Millionen gehe vor allem auf das Konto der vergleichsweise guten Entwicklung in der ersten Jahreshälfte. Auch rechnet er - wie andere Volkswirte auch - für dieses Jahr nur noch mit halb so viel neuen Arbeitsplätzen wie 2014.