Mehrheit der Bürger hält Zypern-Hilfen für falsch
Köln (dpa) - Eine klare Mehrheit der Bürger in Deutschland hält laut einer Umfrage Milliarden-Hilfen der Euro-Partner für den in die Krise geratenen Inselstaat Zypern für falsch. 63 Prozent sprechen sich gegen eine Unterstützung für das Euro-Land und seine angeschlagenen Banken aus.
Nur 16 Prozent sind dafür, ergab eine Umfrage der Meinungsforscher von YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Obwohl das Land so klein ist, könnte die Haltung der Parteien zu den Zypern-Hilfen durchaus Einfluss auf den Ausgang der Bundestagswahl im Herbst haben: Für 60 Prozent der Befragten sind die Positionen der Parteien dazu „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“ für ihr Wahlverhalten. Zum Vergleich: Für 72 Prozent sind die Ansätze zur Lösung der Eurokrise insgesamt ein sehr wichtiger oder eher wichtiger Faktor bei der Wahlentscheidung für eine Partei.
Zypern bestimmt am Sonntag in einer Stichwahl einen neuen Präsidenten. Eine Entscheidung über ein Hilfspaket wollen die Euro-Retter erst in den nächsten Wochen fällen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte der „Stuttgarter Zeitung“, Zypern habe nachzuweisen, dass das Land „systemrelevant“ für die Eurozone sei. „Ich lasse mich nicht unter Zeitdruck setzen“, betonte Schäuble. Zypern hatte eine Summe von 17,5 Milliarden Euro an Hilfskrediten erbeten.
Der frühere deutsche Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Jürgen Stark, sagte dem „Münchner Merkur“: „Es gäbe Auswirkungen auf andere Länder, wenn man Zypern nicht hilft. Aber ich halte die Befürchtung, dass nun eine neue Vertrauenskrise entsteht, für völlig übertrieben.“
Eine große Rolle bei der Haltung der Bürger zu einem Zypern-Rettungspaket spielt der Verdacht, dass russische Anleger bei zyprischen Banken Geld waschen. Von den Befragten bestätigen 59 Prozent, dass diese Vorwürfe Einfluss auf ihre Meinung zu den von Zypern erbetenen Hilfen haben, nur 28 Prozent weisen dies von sich.
Trotz der Tragweite der Zypern-Debatte halten die meisten Bürger Griechenland (47,8 Prozent) und Spanien (19,0 Prozent) derzeit für die größten Risikoherde in der Eurokrise, Zypern folgt mit 13,5 Prozent auf Platz drei - dahinter mit 13,1 Prozent Italien, wo am Sonntag und Montag mit Spannung erwartete Parlamentswahlen abgehalten werden.