Mercedes beschleunigt in China
Peking (dpa) - Daimler peilt in diesem Jahr in China ein stärkeres Wachstum als die elf Prozent des vergangenen Jahres an. In seiner Aufholjagd auf dem weltgrößten Automarkt sollen in diesem Jahr 100 Händler in 40 weiteren Städten hinzukommen.
Dies sagte China-Vorstand Hubertus Troska am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Peking. „Das stimmt mich zuversichtlich.“ Im ersten Quartal machte Mercedes im Reich der Mitte einen Absatzsprung um 47 Prozent auf 64 100 verkaufte Autos. Troska bekräftigte, dass kommendes Jahr in China mehr als 300 000 Autos verkauft werden sollen.
Mit dem Ziel von Mercedes, seine Rivalen Audi und BMW bis 2020 weltweit zu überholen und die Nummer Eins zu werden, müsse das China-Geschäft noch besser laufen. „Da können wir nicht so weit zurück liegen wie jetzt“, sagte Troska über das Rennen in China, wo Audi und BMW schon viel länger auf dem Markt sind und auch höhere Wachstumsraten erzielen. Aber Mercedes komme „Stück für Stück voran“.
Auch in der Elektromobilität wollen die Schwaben mit ihrem chinesischen Partner BYD (Build Your Dream) „ordentliche Stückzahlen“ produzieren. Auf der internationalen Automesse in Peking wollen die Stuttgarter am Sonntag das gemeinsam entwickelte Elektroauto Denza in einer Weltpremiere vorstellen. „China hat das Potenzial, der größte Markt für Elektroautos zu werden“, sagte Troska. Der politische Wille und die Notwendigkeit seien in China „extrem ausgeprägt“.
„Wir sind überzeugt, dass hier eine wirkliche Chance im Markt ist“, sagte der China-Chef. Zusammen mit BYD haben die Stuttgarter rund 300 Millionen Euro in die Entwicklung des fünfsitzigen Denza gesteckt, der eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern hat. „Das ist ein ernster Versuch, keine Show“, sagte Troska. Auf der Messe in Peking wird auch eine speziell entwickelte Langversion der C-Klasse vorgestellt, da Chinesen auf den Rücksitzen viel Raum wünschen.
Mit den neuen Modellen, zusätzlichen Händlern und der neuen Vertriebsstruktur zeigte sich Troska „sehr zuversichtlich, dass wir stärker als letztes Jahr wachsen werden“. Im Vertriebsnetz in China werden im Schnitt jede Woche zwei neue Händler aufgemacht. „Das ist die größte Netzausweitung, die weltweit jemals gemacht wurde.“ Er gab sich auch zufrieden über den Umbau der Vertriebsstrukturen in China, nachdem zwei konkurrierende Organisationen zusammengelegt worden waren. „Ich habe das Gefühl, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Um die Konkurrenz in China einholen zu können, muss Mercedes nach Ansicht des chinesischen Experten Jia Xinguang von China Automotive Industry Consulting aber noch einige Anstrengungen unternehmen. „Audi und BMW entwickeln schon lange Produkte speziell für den chinesischen Markt, was Mercedes zunächst nicht getan hat“, sagte Jia Xinguang der dpa. Auch der Aufbau eines effizienten Vertriebsnetzes sei zulange hinausgeschoben worden. „Es wird noch einige Zeit dauern, bis Mercedes mit Audi und BMW gleichzieht.“