Beschäftigungsniveau sinkt Metall-Arbeitgeber rechnen mit weiterem Stellenabbau

Osnabrück · Die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie rechnen angesichts der Rezession in ihrer Branche mit einem weiteren Stellenabbau und rufen die Gewerkschaften zu Zurückhaltung in der bevorstehenden Tarifrunde auf.

Das Beschäftigungsniveau in der Metallbranche sinkt.

Foto: dpa, ppl;cse cul fux

"Wir werden das Beschäftigungsniveau nicht halten können", sagte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Samstag. Es werde wohl auch zu einzelnen Betriebsschließungen kommen.

In den ersten drei Quartalen stehe beim Auftragseingang ein Minus von knapp sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, sagte Dulger. Die Branche müsse damit rechnen, dass es noch schlechter werde - "man denke an den Brexit, die Handelskonflikte und das weltweit nachlassende Wirtschaftswachstum".

Das Beschäftigungsniveau sinke bereits: "Zum ersten Mal seit neun Jahren ist die Beschäftigung in unserer Branche seit Mai leicht zurückgegangen", sagte Dulger der "NOZ".

Die IG Metall rief der Arbeitgeberpräsident daher zur Zurückhaltung auf: "Es ist wichtig, dass die Gewerkschaften verstehen, dass 2020 keine Tarifrunde wie in den vergangenen acht, neun Jahren ist." Die Branche habe konjunkturelle Probleme und zugleich strukturelle Probleme. "Die Gewerkschaften müssen deshalb schon im Vorfeld verstehen, dass sie ihre Forderungen zurückschrauben müssen."

Die IG Metall hatte Anfang Oktober angekündigt, sie wolle bei den Tarifverhandlungen mindestens einen Ausgleich für die Inflation durchsetzen. Die Tarifverträge in Deutschlands größter Industriebranche mit mehr als vier Millionen Beschäftigten laufen Ende März 2020 aus.

Arbeitgeber-Präsident Dulger kritisierte die 24-Stunden-Streiks, zu denen die IG Metall in der Tarifrunde 2018 erstmals aufgerufen hatte. Durch die Streiks seien enorme Kosten entstanden, sagte der Gesamtmetallpräsident. In einer normalen Tarifrunde gebe es etwa 800.000 bis eine Million Streikstunden, 2018 seien es drei Millionen Stunden gewesen. Den Arbeitgebern stehe kein Mittel zur Verfügung, sich gegen solche Aktionen zu wehren.

An die Bundesregierung appellierte Dulger, wieder erleichterte Zugangsmöglichkeiten zum Kurzarbeitergeld zu schaffen, "so, wie wir sie in der Krise 2008/2009 hatten". Noch gebe es zwar kein flächendeckendes Problem, "aber wir sollten Vorsorge treffen für den Ernstfall. Wenn der Blitz einschlägt, ist die Feuerwehr dann schon im Haus."

ilo/ans

(AFP)