Millionenschaden durch „Blüten“
Im vergangenen Jahr wurden 60.000 falsche Euro-Noten entdeckt.
Frankfurt. Ganz schön unverfroren: Ein Rentner aus Ratingen hat versucht, seiner Hausbank eine 1-Million-Dollar-Note unterzujubeln. Der Umtausch in Euro platzte natürlich, aber nicht immer ist es für Bankangestellte oder Verkäufer an der Kasse so leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn meist sind kriminelle Fälscherbanden am Werk, deren Blüten zumindest einem oberflächlichen Blick standhalten. „Einer echten Prüfung halten sie aber nicht stand“, sagt Helmut Rittgen, Leiter des Zentralbereichs Bargeld bei der Deutschen Bundesbank.
Auch der Rentner, dessen als Scherzartikel gedruckter Millionen-Dollar-Schein sogar mit der englischen Aufschrift „Kein Zahlungsmittel“ leicht als Schwindel erkennbar war, machte sich strafbar. Er wurde vom Landgericht Düsseldorf zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Der Mann hatte angegeben, er habe die Note in Deutschland nur auf Echtheit prüfen wollen. Mit dieser Darstellung kam er vor Gericht nicht durch. Rittgen betont: „Ob ein Falschgelddelikt vorliegt, hängt von der Tat ab, nicht von der Blüte.“ Der betrügerische Vorsatz sei strafbar.
60.000 falsche Euro-Noten hat die Bundesbank 2010 registriert — so viele wie seit 2005 nicht und 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Spitzenwert wurde 2004 mit 81 000 Fälschungen erzielt. „Der Anstieg der falschen Euro-Banknoten ist unerfreulich. Deutschland steht aber im europäischen Vergleich nach wie vor gut da“, so Rittgen. Hierzulande entfallen jährlich rein rechnerisch sieben falsche Banknoten auf 10.000 Einwohner, im Euroraum insgesamt sind es 23.
Die Fälscherbanden versuchen, ihr Geld dort unters Volk zu bringen, wo es am Leichtesten ist, erklärt Rittgen: „In Deutschland ist der Handel aber sehr aufmerksam und das Geld kommt häufiger zurück zu den Kontrollstellen.“ Dies tut er auch im eigenen Interesse: Für Falschgeld gibt es keinen Ersatz. Wer eine Blüte zu spät bemerkt, steht mit leeren Händen da. Im vergangenen Jahr entstand so ein Schaden von 3,4 Millionen Euro, vor allem im Handel. Allerdings sei der Schaden durch Kartenbetrug oder Diebstahl in der Branche viel höher.
Dass das Falschgeldaufkommen 2010 anstieg, beunruhigt die Bundesbank nicht. „Die Fälscher haben kaum etwas dazugelernt“, betont Rittgen. Die Fälschungen seien bestenfalls befriedigend. Und wenn die Gefahr einer „perfekten“ Blüte eines Tages zu groß werden sollte, ist vorgesorgt: Die Währungshüter arbeiten längst an einer neuen Generation der Euro-Note mit noch besseren Sicherheitsmerkmalen.