Mit dem Reitwagen begann die Motorrad-Geschichte

Gottlieb Daimler meldete vor 125 Jahren ein zukunftsweisendes Gefährt zum Patent an.

Stuttgart. Ein hölzernes Zweirad mit Stützrädern hat vor 125 Jahren ein neues Zeitalter eingeläutet. Am 29. August 1885 hatte Gottlieb Daimler seinen "Reitwagen" zum Patent angemeldet. Es war das erste Motorrad, aber in der Rückschau viel mehr als das.

Denn der Reitwagen bewegte sich als erstes Gefährt mit einem Verbrennungsmotor und aus eigener Kraft. Legt man die Wurzeln des Begriffs "Automobil" zugrunde, nämlich das griechische "autos" für "selbst" und das lateinische "mobilis" für "beweglich", dann ist der Reitwagen eigentlich das erste Automobil der Welt.

"Der Daimler-Reitwagen ist Vorreiter der individuellen Mobilität - es war das erste Fahrzeug mit einem Verbrennungsmotor überhaupt", sagt Michael Bock, Leiter des Mercedes-Benz-Museums. Der originale Reitwagen ist dort nicht ausgestellt, weil er 1904 verbrannte. Es gibt aber eine Replik.

Sowohl Daimler als auch 120 Kilometer entfernt in Mannheim Carl Benz werkelten an einem Motor-Fahrzeug, das unabhängig von der Pferdekraft sein sollte. Beide Erfindungen basierten auf dem Verbrennungsmotor von Nikolaus August Otto.

Der im Gegensatz zu Benz wohlhabende Daimler, der sich eine Villa in Bad Cannstatt gekauft hatte, arbeitete dort in seinem Gartenhaus mit dem genialen Konstrukteur Wilhelm Maybach. Den beiden gelang mit der Glührohrzündung, einen schnell laufenden Motor zu entwickeln, der schließlich den Reitwagen antrieb.

Seine Patentnummer er- hielt der Reitwagen erst fast ein Jahr nach der Einreichung. Zu dieser Zeit hatte Carl Benz bereits sein dreirädriges "Velociped" auf die Straße gebracht, das heute als erstes Automobil gilt. Wenige Wochen später folgte Daimler - mit seiner Motorkutsche, die vier Räder hatte.

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