Moody's senkt Bewertung für Italiens Staatsanleihen
Frankfurt/Rom (dpa) - Erneuter Schlag für das hoch verschuldete EU-Sorgenkind Italien: Die Ratingagentur Moody's hat ihre Bewertung für italienische Staatsanleihen zurückgenommen. Die Einstufung werde von „Aa2“ auf „A2“ gesenkt bei einem negativen Ausblick, teilte die Ratingagentur mit.
Im September hatte bereits die Agentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit Italiens herabgestuft. Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi versuchte, nach der zweiten Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch eine Ratingagentur innerhalb weniger Wochen noch in der Nacht zu beruhigen. Der Schritt sei erwartet worden, Rom arbeite weiterhin „mit höchstem Einsatz“ daran, die Haushaltsziele zu erreichen, teilte Berlusconis Amt mit.
In der derzeitigen Schuldenkrise hätten sich für hoch verschuldete Euroländer wie Italien die Refinanzierungsrisiken verschärft, begründete Moody's den Schritt. Das Vertrauen der Märkte sei erschüttert und die italienische Wirtschaft stehe vor großen strukturellen Herausforderungen. Das Risiko, dass Italien seine Haushaltsziele nicht erreichen könne, sei gestiegen und die staatlichen Reformbemühungen hätten gerade erst begonnen. Moody's hatte das Rating im Juni auf die Überprüfungsliste gesetzt.
Die italienischen Pläne zur Bekämpfung der Schulden- und Wirtschaftskrise seien von der EU-Kommission gut aufgenommen und akzeptiert worden, argumentiert dagegen die Mitte-Rechts-Regierung in Rom. Die linke Opposition aber sprach von einem Schlag, wobei Italien besser sei als dieses Rating: „Wenn es aber keinen Wandel gibt, dann besteht die Gefahr, dass das Misstrauen uns auf den Boden zieht“, sagte Oppositionsführer Pierluigi Bersani. Die Opposition verlangt seit langem den Rücktritt Berlusconis, um einen Neuanfang zu machen.
Berlusconi war unter anderem von der Europäischen Zentralbank aufgefordert worden, nach zwei wichtigen Sparpaketen jetzt mehr für Wirtschaftswachstum und Wettbewerb zu tun. Das EU-Sorgenkind, dessen Staatsverschuldung im Juli auf mehr als 1,9 Billionen Euro anstieg, strebt bereits für das Jahr 2013 einen ausgeglichenen Etat an. Nach Einschätzung der Medien behindert vor allem auch ein Streit zwischen Berlusconi und seinem Finanzminister Giulio Tremonti sowie in der Regierungskoalition ein rasches Vorankommen bei dringenden Reformen.
Im September hatte Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit von „A+“ auf „A“ herabgestuft. Als Grund verwies S&P auf pessimistischere Prognosen für das italienische Wirtschaftswachstum. Der Ausblick sei „negativ“, teilte S&P damals mit. „Die Herabstufung spiegelt unserer Meinung nach die schlechter werdenden Wachstumsaussichten für Italiens Wirtschaft wider“, begründete S&P den Schritt. Die zuletzt verabschiedeten Reformen reichten nicht aus um gegenzusteuern. Der Regierung Berlusconi bescheinigte S&P mangelnde Handlungsfähigkeit.