Nach starker Frühjahrsbelebung Aussicht auf neuen Jobaufschwung
Nürnberg (dpa) - Der Frühjahr beginnt vielversprechend für den deutschen Arbeitsmarkt - nach einem schwierigen Jahr 2013 stehen die Zeichen wieder auf Aufschwung. Die Oppositionsparteien bleiben skeptisch - und fordern grundlegende Weichenstellungen.
Die überraschend starke Frühjahrsbelebung im März hat die Chancen für einen neuen Jobaufschwung wachsen lassen. Sollte sich die Wirtschaft weiterhin so positiv entwickeln wie im ersten Quartal, werde davon voraussichtlich auch der deutsche Arbeitsmarkt profitieren, sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise am Dienstag in Nürnberg. Aus seiner Sicht spreche derzeit viel dafür, dass die Wachstumprognose der Bundesregierung für dieses Jahr eintrifft. So bestehe bei vielen Unternehmen ein erheblicher Nachholbedarf bei Investitionen. Auch der private Konsum wachse weiter, sagte Weise.
Die Zahl der Arbeitslosen war im März so stark wie zuletzt im Boomjahr 2012 gesunken. Insgesamt waren im März 3,055 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit - und damit 83 000 weniger als im Februar und 43 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank als Folge des kräftigen Frühjahrsaufschwungs im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Punkte auf 7,1 Prozent.
„Im März hat sich die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt fortgesetzt. Neben der üblichen Frühjahrsbelebung kommt auch die gute Konjunktur auf dem Arbeitsmarkt an“, sagte Weise.
Der BA-Chef zeigte sich zuversichtlich, dass von dieser guten Entwicklung in diesem Jahr Arbeitslose stärker als bisher profitieren werden. Im vergangenen Jahr hatten vor allem EU-Zuwanderer und in den Beruf zurückkehrende Frauen von den neu geschaffenen Stellen profitiert. Dadurch war die Zahl der Erwerbslosen trotz Stellenbooms kaum gesunken.
Dass die gute Konjunktur bereits auf dem Arbeitsmarkt spürbar ist, zeigt nach Weises Einschätzung auch die um jahreszeitliche Sondereffekte bereinigte Arbeitslosenzahl, die den vierten Monat in Folge zurückging. Auch ohne den im März stark ausgeprägten Saisoneffekt wäre die Zahl der Erwerbslosen nämlich um 12 000 gesunken.
Auch entstünden weiterhin neue Stellen: Im Vergleich zum Vorjahr habe die Zahl der Erwerbstätigen um 314 000 auf nun 41,69 Millionen zugenommen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten legte im Vorjahresvergleich von Dezember auf Januar (letzte aktuelle Daten) sogar um 414 000 auf 29,38 Millionen zu. Allerdings waren rund zwei Drittel der neu entstandenen Jobs Teilzeitstellen.
Mit 98 000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen schufen sogenannte wirtschaftliche Dienstleister den Löwenanteil der neuen Stellen. Zu ihnen zählen neben Werbeagenturen und Marktforschern auch Unternehmensberater, Anwälte, Reisebüros und Hausverwaltungen. 81 000 neue Jobs entstanden in Krankenhäusern, Altenheimen und Kindertagesstätten. Eine Rolle als Jobmaschine spielt inzwischen auch wieder die Industrie: Die Zahl der dort Beschäftigten stieg im Januar verglichen zum Vorjahr um 49 000.
Von der guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt profitieren nach Ansicht der Bundesregierung zunehmend auch die Arbeitslosen. Die Erwerbstätigkeit steige weiter, sagte Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) am Dienstag in Berlin. Die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter sei noch kräftiger gestiegen. Inzwischen sinke auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen, wenn auch nur langsam: „Die erfreuliche Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt geht weiter.“ Nicht nur jahreszeitlich, auch konjunkturell stehen laut Nahles die Zeichen auf Wachstum.
Skeptisch sehen dagegen die Opposition und der DGB die aktuelle Entwicklung. So darf nach Ansicht des DGB-Vorstandsmitglieds Annelie Buntenbach der Frühjahrsaufschwung nicht darüber hinwegtäuschen, „dass Langzeitarbeitslose immer weiter abgehängt werden“. Inzwischen liege die Arbeitslosigkeit im Hartz-IV-System sogar über dem Vorjahresniveau.
Die Linkspartei beklagte insbesondere die hohe Sockel- und Langzeitarbeitslosigkeit. Zudem sei die Arbeitslosigkeit im Osten Deutschlands weiterhin doppelt so hoch wie im Westen, kritisierte Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn. Auch würden Arbeitslose von Arbeitsagenturen noch immer in prekäre Arbeitsverhältnisse vermittelt. Die Grünen im Bundestag forderten angesichts der weiterhin hohen Zahl von Langzeitarbeitslosen einen „Paradigmenwechsel“. Es bedürfe eines Konzepts, das vor allem den am Arbeitsmarkt Abgehängten helfe.