Nachteile für deutsche Firmen wegen fehlender Frauenquote
Düsseldorf/Berlin (dpa) - Wegen der fehlenden gesetzlichen Frauenquote drohen deutschen Unternehmen im europäischen Ausland Wettbewerbsnachteile.
Das berichtet die in Düsseldorf erscheinende „Rheinische Post“ unter Berufung auf internes Papier des Auswärtigen Amts, das der Zeitung vorliege. „Dies könnte über kurz oder lang dazu führen, dass deutsche Unternehmen nicht mehr an Ausschreibungen zum Beispiel in Spanien oder Frankreich teilnehmen dürfen, da sie hinsichtlich des Anteils weiblicher Führungskräfte nicht die Voraussetzungen der dort geltenden Quotengesetze erfüllen“, zitiert das Blatt aus der Analyse der Europa-Abteilung des Auswärtigen Amts.
„Wenn sich ein deutsches Unternehmen für eine öffentliche Ausschreibung in Spanien bewerben will, dann hat das nur Aussicht auf Erfolg, wenn es die spanische Frauenquote erfüllt“, bestätigte EU-Justizkommissarin Viviane Reding der Zeitung. Die Quote liegt bei 40 Prozent bis 2015.
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast forderte erneut eine gesetzliche Frauenquote auch in Deutschland. Die Bundesregierung verschlafe die Zukunft, weil Familienministerin Kristina Schröder (CDU) eine ideologische Debatte von vorgestern führe, teilte Künast am Samstag in Berlin mit. Den Unternehmen drohten nun doppelt Nachteile: „Sie erhalten keine Aufträge im Ausland und die Frauen gehen dorthin, wo sie mehr Chancen haben.“ Künast forderte das Auswärtige Amt auf, die Analyse umgehend dem Bundestag zuzuleiten.
Schröder ist strikt gegen eine einheitliche gesetzliche Frauenquote für Unternehmen. Aber auch in der Union drängt inzwischen eine größere Gruppe weiblicher Abgeordnete auf eine klare gesetzliche Quote. Sie haben zum Teil die fraktionsübergreifende „Berliner Erklärung“ mitunterzeichnet, in der eine verbindliche Frauen-Mindestquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte und Vorstände von börsennotierten und öffentlichen Unternehmen gefordert wird.
Diese Erklärung wird auch von zahlreichen prominenten Frauen aus Politik, Verbänden, Wirtschaft und Kultur unterstützt, unter anderem von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Auch Reding hat die Erklärung unterschrieben. Die EU-Kommissarin hat der Bundesregierung eine europäische Regelung zur Frauenquote angedroht.