Nervosität an europäischen Finanzmärkten steigt
Rom/Madrid/Frankfurt/Main (dpa) - Das Griechenland-Drama macht die Finanzmärkte zunehmend nervös. An den Anleihemärkten Spaniens und Italiens spitzt sich die Lage weiter zu. In Italien stieg die Rendite für zehnjährige Staatspapiere am Mittwoch kurzzeitig wieder über die Marke von sechs Prozent.
Diese Marke gilt als kritisch, weil eine dermaßen teure Staatsrefinanzierung auf Dauer nicht tragbar ist. In Spanien liegt die Zehnjahresrendite mit aktuell 6,48 Prozent schon deutlich über der Sechs-Prozent-Schwelle. Die Risikoaufschläge im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen erreichten Rekordhöhe.
Hauptgrund für die Eintrübung ist die brisante Lage in Griechenland, wo im Juni abermals Neuwahlen mit höchst ungewissem Ausgang anstehen. Selbst ein Austritt Griechenlands aus dem Währungsraum - mit kaum vorhersehbaren Konsequenzen für das Land und den Euroraum - gilt als möglich.
Auch an den Aktienmärkten Europas werden die Anleger immer nervöser. „Das griechische Drama belastet die Märkte schwer“, sagte ein Händler in London. An der Börse in Madrid kam es zum Handelsstart zu panikartigen Verkäufen. Der führende spanische Ibex-Index fiel im frühen Handel auf den niedrigsten Stand seit Juni 2003.
Bereits an den vergangenen Tagen hatte sich sowohl in Italien als auch in Spanien - die dritt- und viertgrößte Euro-Wirtschaft - die Lage am Anleihemarkt deutlich verschlechtert. In Italien stieg die Rendite im richtungsweisenden Zehnjahresbereich allein binnen Wochenfrist um fast 0,7 Prozentpunkte. Im Nachbarland Spanien legte sie seit vergangener Woche noch stärker um fast 0,8 Prozentpunkte zu.
Viel drastischer ist die Lage in Griechenland, wo die Rendite zehnjähriger Staatspapiere binnen Wochenfrist um fast zehn Prozentpunkte auf rund 30 Prozent gestiegen ist. Griechenland hängt allerdings am Finanztropf der Geldgeber von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF).
Im Gegensatz dazu sind Staatsanleihen aus Deutschland, die unter Anlegern als besonders sicher gelten, stark gefragt. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren zurzeit mit 1,45 Prozent in der Nähe ihres Rekordtiefs. Der Renditeabstand italienischer und spanischer Staatstitel ist entsprechend hoch.
Am Mittwoch stieg der Risikoaufschlag von spanischen zu deutschen Papieren auf einen neuen Rekordstand von mehr als 500 Basispunkten. Der Aufschlag italienischer Staatsanleihen zu deutschen Papieren liegt aktuell bei rund 450 Basispunkten. Das sind allerdings noch 100 Basispunkte weniger als der Rekordwert von Mitte November 2011.